Zwickel „verfolgt“

Der IG-Metall-Chef verteidigt seine Enthaltung bei der Abstimmung im Mannesmann-Aufsichtsrat über eine Millionen-Abfindung für Manager

aus Frankfurt K.-P. KLINGELSCHMITT

Klaus Zwickel, wird „verfolgt“: Von der Staatsanwaltschaft. Und von „selbst ernannten Moralisten“ in den Medien, die nur ihren „Jagdtrieb befriedigen“, so der Boss der IG Metall gestern in Frankfurt. Flankiert von seinem Rechtsanwalt Rainer Hamm und dem Justiziar seiner Gewerkschaft, verkündet er dann, dass er gedenke, weiter Vorsitzender der IG Metall zu bleiben – trotz inzwischen massiver Kritik wegen seiner Enthaltung bei der Abstimmung im Aufsichtsrat der Mannesmann AG vor zwei Jahren über eine Abfindung in Höhe von 30 Millionen Mark für den ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser.

Doch bleibt Zwickel auch nach einer – durchaus möglichen – Anklageerhebung wegen Untreue gegenüber der Mannesmann AG noch Chef der größten Einzelgewerkschaft der Welt? Dem Unternehmen wurde mit der Überweisung horrender „Anerkennungsprämien“ auf die Konten auch anderer Topmanager schließlich ein Vermögen entzogen. Er habe doch „nicht dafür votiert“, konstatiert Zwickel gereizt, sondern nur nicht dagegen.

Ob er nicht wenigstens moralisch verpflichtet gewesen sei, im Aufsichtsrat gegen die bis heute bei Gewerkschaftern für große Empörung sorgende Abfindung für Esser zu votieren, anstatt sich als Arbeitnehmervertreter nur der Stimme zu enthalten? Zwickel räumt wenigstens das ein. „Rückwirkend betrachtet“, sagt er kleinlaut, wäre es wohl besser gewesen, „meine negative Einstellung zu diesen Zahlungen durch eine klare Ablehnung zum Ausdruck zu bringen“. Doch die vom Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des gleichfalls mit einem Ermittlungsverfahren überzogenen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Josef Ackermann, bewilligten Rekordabfindungen seien „keinesfalls“ ein Akt der Untreue gewesen. Das Ganze sei „auch in dieser Größenordnung international üblich“. Vorzuwerfen habe er sich nichts. Im Gegenteil: „Die Arbeitnehmervertreter haben sowohl strategisch als auch dann durch ihr persönliches Engagement alles getan, um der Mannesmann AG eine eigenständige Zukunft zu sichern.“ Und jetzt werde nur noch über die 30 Millionen Mark an „Anerkennungsprämie“ geredet. Stattdessen verlangte sein Advokat Hamm erneut die sofortige Ablösung der beiden „befangenen“ Staatsanwälte.

Zwickel ist beleidigt. Die „Jäger“ ziehen kollektiv ab – bis zum nächsten Halali.

meinung SEITE 12