Tommy Suharto befahl Mord

Indonesisches Gericht verurteilt Sohn des Exdiktators Suharto zu 15 Jahren Haft, weil er einen Richter ermorden ließ, der ihn zuvor wegen Korruption verurteilt hatte

BANGKOK taz ■ Der jüngste Sohn von Indonesiens früherem Diktator Suharto, Hutomo „Tommy“ Mandala Putra, ist gestern von einem Gericht in Jakarta zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Die fünf Richter sahen es als erwiesen an, dass der 40-jährige Playboy vor einem Jahr einen Richter des Obersten Gerichtshofs ermorden ließ.

Mit seinem Urteil gab das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft statt. Ursprünglich hatte Tommy Suharto sogar die Todesstrafe gedroht. Die mit Spannung erwartete und im Fernsehen live übertragene Gerichtsentscheidung verzögerte sich bis in den Abend. Am morgen hatten die Wärter im Cipinang-Gefängnis gemeldet, Tommy Suharto sei krank und könne nicht vor Gericht erscheinen. Er leide unter Durchfall und Schwindelgefühlen und habe zudem kaum geschlafen. Darauf wurde die Urteilsverkündung vertagt und ein Ärzteteam zu Suharto junior geschickt. Seine Verteidiger beantragten, die Urteilsverkündung um zwei Tage zu verschieben. Als Richter Amiruddin Zakaria das ablehnte und mit der Urteilsverkündung begann, verließen Suhartos Anwälte aus Protest den Saal.

Der Sohn von Expräsident Suharto wurde nicht nur der Anstiftung zum Mord für schuldig befunden, sondern auch des illegalen Waffenbesitzes und der Flucht vor der Justiz. Vor zwei Jahren war Tommy Suharto untergetaucht, nachdem Richter Syafuddin Kartasasmita es gewagt hatte, ihn zu 18 Monaten Haft wegen Korruption zu verurteilen. Bis dahin galt Tommy als unberührbar. Der Millionär versteckte sich monatelang vor der nur halbherzig nach ihm suchenden Polizei. Im Juli 2001 streckten zwei Killer Richter Kartasasmita in seinem Auto nieder, als er zur Arbeit fuhr.

Die beiden Mörder wurden Anfang dieses Jahres zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass sie mehrere tausend Dollar vom jüngsten Suharto-Sohn erhalten hatten. Sie hatten ihn zunächst auch als ihren Auftraggeber genannt, dies aber später wieder dementiert. Tommy Suharto ist seit November 2001 in Haft und bestritt stets eine Verstrickung in den Mord.

Der politisch brisante Prozess galt als Test für die Unabhängigkeit des als korrupt verschrienen Justizsystems in Indonesien, dem erst vergangene Woche ein UN-Rechtsexperte ein vernichtendes Urteil ausgestellt hatte. Kritikern gilt das gestrige Urteil als viel zu lasch. In der indonesischen Presse sprach man im Vorfeld schon von einem „Witz“, sollte das Strafmaß 15 Jahre betragen. In der Tat ist verwunderlich, wieso die Vollstrecker eines Mordes lebenslänglich bekommen, der Auftraggeber aber mit 15 Jahren Gefängnis davonkommt.

Tommy Suharto häufte ein Vermögen an, nachdem ihm sein Vater das Monopol für Gewürznelken übertragen hatte, die in den traditionellen indonesischen Kretek-Zigaretten verwendet werden. Später dehnte der Playboy seine Beteiligungen auf die Öl- und Autoindustrie aus.

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