Barbecue mit Jo-Jo-Effekt

In Orlando wird heute die Jo-Jo-Weltmeisterschaft eröffnet. Mit dabei ist der Wahl-Hamburger Dennis Schleußner. Der dreifache Deutsche Meister schaffte es bei der letzten WM auf Platz drei

„Nach dem Hattrick habe ich ausgesetzt, um dem Nachwuchs eine Chance zu lassen“

von CHRISTOPH MÜLLER

Eigentlich ist es ja nichts besonderes, wenn sich eine Familie zum Barbecue trifft – und sei sie noch so groß. Doch das, was Dennis Schleußner mit „riesengroße Familie“ meint, sind rund 150 Jo-Jo-Freaks, und das Barbecue ist die heutige Eröffnung der Jo-Jo-Weltmeisterschaft in Orlando (Florida). Hier locken keine Preisgelder, hier lockt auch kein Ruhm. Es kann nur der Sport selbst sein, der die Teilnehmer anzieht. „Die WM ist mit sehr viel Spaß verbunden“, sagt Dennis Schleußner, der bereits das vierte Mal dabei ist. Dennoch ist der Wahl-Hamburger schon seit Tagen „aufgeregt ohne Ende“.

Insgesamt nehmen vier Deutsche an der Meisterschaft teil – und gehören zu einer klaren Minderheit: „Das Teilnehmerfeld setzt sich zu 40 Prozent aus Japanern und zu weiteren 40 Prozent aus Amerikanern zusammen“, schätzt Schleußner.

Die Profis stellen in dreiminütigen Shows ihr Geschick unter Beweis: Während sich das Jo-Jo dreht, konstruieren sie damit verschiedene Figuren, verwirren dabei förmlich die Schnur, um sie anschließend wieder im Spiel zu „enttüdeln“. Die musikalisch unterlegten Auftritte werden bewertet von einer 10-köpfigen Jury. „Da sitzen die absoluten Jo-Jo-Profis drin“, erläutert Schleußner, „30- bis 60-Jährige, die den kompletten Durchblick haben.“ Sie beurteilen nicht nur die Technik der einzelnen Spieler, sondern auch den Show-Effekt und die Vorführung gewisser Pflichttricks. Letztere gelängen kaum fehlerfrei, so Schleußner.

Vergangenes Jahr machte der 24-Jährige den dritten Platz und schaffte es damit als erster Europäer auf das Siegertreppchen. Nach Deutschlandmeisterschaften stand er schon öfter darauf, und zwar auf der obersten Stufe: Zwischen 1998 und 2000 holte der heute 24-Jährige drei Jahre in Folge den Meistertitel. „Nach dem Hattrick habe ich ein Mal ausgesetzt, um dem Nachwuchs eine Chance zu lassen“, erzählt er. „Letztes Jahr saß ich in der Jury.“ Die Deutsche Meisterschaft 2002 steht noch aus.

Durch Zufall ist er vor sieben Jahren auf den Jo-Jo-Sport gekommen: Als sich der damals passionierte Skater den Fuß umknickte und aussetzen musste, suchte er einen Ausgleichssport. Er probierte es mit dem Jonglieren und fand zu dem Jahrtausende alten Geschicklichkeitsspiel (siehe Kasten). Im privaten Umfeld wurde sein neues Hobby häufig als „Kinderkram“ abgetan – später wechselten solche Äußerungen in große Anerkennung.

Heute ist Schleußner Kassenwart der German Yo-Yo-Association (GYYA). Die Vereinigung kümmert sich um die Austragung der Deutschen Meisterschaften und organisiert Camps und Schiedsrichterschulungen. Bis zu zwei Stunden täglich widmet sich der WM-Anwärter seiner rotierenden Spule. Er trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten, um sich auszutauschen und gegenseitig neue Tricks beizubringen. „Man lernt nie aus“, sagt Schleußner, der gerade erfolgreich eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann beendet hat.

„Die Jo-Jo-Szene hält sich weltweit in Grenzen“, erzählt Schleußer. Es gebe aber alle zehn bis 15 Jahre regelrechte Booms – zuletzt vor sieben Jahren, als auch er das Spiel entdeckte. „Bald dürfte es wieder so weit sein.“