Wie man Preise beim Bau prüft

Aus dem Aktenberg des Untersuchungsausschusses: Bau-Abteilungseiter Zandtke sorgte für eine reibungslose Überprüfung des Zechbau-Angebotes, Zechbau für den preiswerten Ausbau des Zandtke-Privathauses. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Am kommenden Dienstag geht die Vernehmung der Zeugen im Bau-Untersuchungsausschuss los – am Anfang wird es über mehrere Tage aber nur um die „Planungsphase“ von umstrittenen Bauprojekten gehen. Gegen die Stimmen der Grünen hat die Mehrheit der großen Koalition im Ausschuss beschlossen, den Komplex von Ausschreibung und Umsetzung der umstrittenen Bauvorhaben erst später zu behandeln.

Erheblich spannender als der Ausschuss bleiben also fürs erste die Akten. Der Senat hatte am Dienstag nach langwierigen stilistischen Korrekturarbeiten den offiziellen „Sachstandsbericht zum Umbau der Ostkurve des Weserstadions“ freigegeben. Zur Erinnerung: Dass ein Heizungstechniker Arbeiten am Privathaus von Bauabteilungsleiter Prof. Gottfried Zandtke auf Anweisungen von Zechbau auf die Kostenstelle „Ostkurve“ buchen sollte, hatte am Anfang der umfangreichen Ermittlungen der Kripo gestanden.

Zandtke, so geht nun aus dem Bericht des Senats hervor, hatte 1995 wesentlichen Anteil daran, dass der Kostenvoranschlag von Zechbau für die Ostkurse – 21,5 Millionen Mark plus Mehrwertsteuer – nie ernsthaft überprüft wurde. Werder Bremen und Zechbau hatten das Konzept seit 1993 entwickelt und die Summe in den Raum gestellt. Der Senat beschloss am 30. Mai 1995 den Ausbau ausdrücklich auf Grundlage der „Kostenannahme der Baufirma“. Noch acht Tage vorher hatten die Fachleute der Senatskanzlei höflich daran erinnert, dass eigentlich „eine Ausschreibung erforderlich ist“.

Der Bauträger, die staatliche „Bremer Sport und Freizeit-GmbH“ (BSF), wollte den 21-Millionen-Festpreis auf dem kleinen Dienstweg überprüft bekommen. Die staatliche Gesellschaft BreHoch wurde wegen ihrer bürokratischen Strukturen abgelehnt, ausdrücklich verlangte die BSF, dass man nur mit dem BreHoch-Mitarbeiter Fritz Mellenthin zusammenarbeiten werde. Abteilungsleiter Zandtke ordnete gegen den Protest des Leiters der BreHoch an, dass Mellenthin aus der Hierarchie der Brehoch für diese Aufgabe ausgegliedert und über die Abwicklung des Projektes Ostkurse „ausschließlich mir persönlich berichten und meinen Weisungen unterworfen sein“ sollte.

Am 1. Juli 1995 begann Mellenthin die Prüfung der von Zechbau angegebenen Investitionssumme, am 31. Juli meldete er Vollzug: „Das Angebot ist überprüft. Die Preise sind angemessen.“ Dabei hatte Mellenthin die detallierte Kalkulation von Zechbau überhaupt nicht gesehen, sondern nur die geplanten Bauwerke damit verglichen, was Jahre vorher für die Westtribüne gezahlt worden war. „Eine erneute Ausschreibung würde keinen Preisvorteil bringen“, stellt Mellenthin Ende Juli 1995 dennoch fest, „da die Preise aus dem Jahre 1987 zuzüglich einer Preissteigerung dem Angebot zugrunde liegen.“ Unterschrieben ist der Persilschein mit „BreHoch – Mellenthin“, obwohl er ausdrücklich nicht der Fachaufsicht des BreHoch-Leiters unterstellt war. Der Leiter des Sportamtes und BSF-Geschäftsführer Reinhard Hoffmann, gegen den die Staatsanwaltschaft inzwischen auch ermittelt, behauptet heute noch, „die BreHoch“ habe die Kalkulation von Zechbau überprüft.

Mellenthin hatte nicht versäumt, bei Auftragsannahme seinen Abteilungsleiter Zandtke daran zu erinnern, dass er gern von BAT IIa nach BAT IIb befördert werden würde und dann von der 58-er Vorruhestandsregelung Gebrauch machen wolle. Nach dem Schritt in den Vorruhestand wurde Mellenthin dann von der BSF, die er auf diese schnelle Art kontrolliert hatte, mit Werkverträgen bedient. K.W.