: geläufig Jetzt hab ich ein Verhältnis
„Der junge Herr bleibt allein zurück. Dann setzt er sich auf den Diwan. Er lächelt vor sich hin und sagt zu sich selbst: Also jetzt hab ich ein Verhältnis mit einer anständigen Frau.“ So steht es in Arthur Schnitzlers berühmtesten Stück: „Der Reigen“. In diesem Drama geht es um schnellen Sex mit oder ohne Bezahlung. Sex auf den Donauwiesen. Sex zwischen Fremden, um Sexualität eben. Das war ein Skandal und wurde 1903 von der Zensur verboten. Denn darzustellen, wie Dirne und Soldat, Soldat und Stubenmädchen, Stubenmädchen und junger Herr, junger Herr und junge Frau, junge Frau und Ehemann, Ehemann und süßes Mädel, süßes Mädel und Dichter, Dichter und Schauspielerin, Schauspielerin und Graf, Graf und Dirne miteinander in sexuellen Kontakt treten, das war sittlich nicht statthaft. Current Circuit werden in ihrer Interpretation in der Brotfabrik hoffentlich auf das Asexuelle und Lieblose der dargestellten Beziehungen bei Schnitzlers „Der Reigen“ eingehen. Zu seiner Zeit, um die Jahrhundertwende, wies der psychologisch geschulte Autor in seinen „zehn Dialogen“ auf das Brimborium um den Akt hin und machte sich über das bigotte Selbstverständnis der Wiener Gesellschaft lustig. Und wenn auch heute viele glauben, dass sie freier mit ihrer Sexualität, ihrem Körper, ihren Beziehungen umgehen, hat sich doch eigentlich nichts geändert. Gleichgeblieben ist vieles: Geschlechterverhältnisse, Tabuisierungen und die Angst. Diese These bestätigt sich allabendlich in allen Boulevardmagazinen und diversen so genannten Reportagen. LAB
Brotfabrik, 20.30 Uhr
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