Jiddisch

Eine Sprache auf Wanderschaft

Die Geschichte des Jiddischen ist über 1000 Jahre alt. Jiddisch war die Umgangssprache der aschkenaischen Juden. Das sind die Vorfahren der Juden, die aus Aschkenas stammten, dem biblischen Namen, mit dem Deutschland bezeichnet wurde. Diese Juden, die überwiegend im Rheinland lebten, sprachen einen mittelhochdeutschen Dialekt. Als Juden aus Italien und Frankreich sich in Deutschland niederließen, nahm das Jiddische auch altitalienische und altfranzösische Elemente auf.

Im späten Mittelalter verlagerte sich der Schwerpunkt gen Osten, Jiddisch wurde mit slawischen Elementen versetzt und für viele osteuropäische Juden Alltagssprache. Und wo immer sie sich niederließen, nahmen sie Elemente der dortigen Sprache in ihr Idiom auf und mischten sie mit den traditionellen Sprachen Hebräisch und Aramäisch. Die beiden wichtigsten jiddischen Sprachen sind das judäospanische Ladino und das jüdisch-deutsche Jiddisch.

Seit Ende des 13. Jahrhunderts wurde Jiddisch auch zur Literatursprache. Die moderne jiddische Literatur hatte ihren Schwerpunkt in Osteuropa. Ihre Blütezeit war Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts und zwischen den Kriegen. Den Holocaust überlebte jedoch nur eine kleine Zahl von Jiddischsprechern. Ihre wichtigsten Zentren für Forschung und Literatur befinden sich seitdem in Israel und in Nord- und Südamerika. Heute werden zwar weltweit an vielen Universitäten – wie auch in Hamburg – Jiddisch-Kurse angeboten, Lehrstühle gibt es aber nur sechs: Zwei in Israel, zwei in den USA und zwei in Deutschland – in Düsseldorf und Trier. san