Zabels teure Reifenpanne

Belgier Johan Museeuw gewinnt die HEW-Cyclassics in Hamburg. Vorjahressieger Eric Zabel war platt, sein Sprint-Konkurrent Robbie McEwen fiel vom Rad und vom Team Telekom war überhaupt nicht viel zu sehen

von JÖRG FEYER

Für Christophe Moreau waren die HEW-Cyclassics bereits um 14 Uhr beendet. Da stellte der Pech-vogel der Tour de France 2002, der dort nach drei Stürzen weinend in den Besenwagen gestiegen war, sein Velo entkräftet am Hotel ab. Inwieweit die neue Terminierung des deutschen Weltcup-Rennens nur eine Woche nach dem Tour-Finale sonst Einfluss auf das Renngeschehen haben könnte, darüber gingen die Meinungen der Fahrer auseinander. Während George Hincapie, Helfer von Tour-Sieger Lance Armstrong, im Rennen herausfinden wollte, „ob ich noch müde bin von der Tour“, gab sich Jörg Jaksche schon vorher geschlagen: „Zuviel Stress, zuviel Arbeit.“ Der beste Deutsche der Tour 2002 war immerhin kurz in einer Ausreißergruppe vertreten ebenso wie Steffen Wesemann vom Team Telekom.

Die arg gebeutelte Mannschaft (Fall Ullrich, Sponsor-Krise) konnte nach einer Dekade Profi-Betrieb sogar noch eine Premiere in Hamburg feiern. Zum ersten Mal ging Telekom bei den Cyclassics nicht als bestes deutsches Team in der Weltrangliste an den Start. Diese Position hält derzeit das Team Coast, ohne daraus Verpflichtendes für das Renngeschehen abzuleiten. „Coast will die Aragon-Rundfahrt kontrollieren, nicht die Cyclas-sics“, unkte Telekom-Routinier Rolf Aldag in Anspielung auf die spanische Fraktion beim Konkurrenten. Die Coast-Veteranen Mauro Gianetti und Fabrizio Guidi verplauderten gar die Einschreibefrist, durften aber gegen kleines Bußgeld starten.

Eiliger hatte es das Peloton. Die erste Vorentscheidung in einem für die Cyclassics vom Start weg ungewöhnlich schnellen Rennen fiel bei Kilometer 193, als Sprint-Star Robbie McEwen nach einem Sturz aufgeben musste. Die zweite, als Erik Zabel vor der letzten Waseberg-Passage den „teuersten Reifenschaden meines Lebens“ hatte, der den Vorjahressieger die Titelverteidigung und kräftig Weltranglistenpunkte kostete. So war der Weg frei für eine zehnköpfige Top-Gruppe und den 36-jährigen Weltcup-Spitzenreiter Johan Museeuw aus Belgien, der den Sprint auf der Mönckebergstraße für sich entschied. Mit Davide Rebellin als Drittem freute sich das dritte deutsche Spitzenteam (Gerolsteiner) über einen Podiumsplatz. Und George Hincapie war nach den Tour-Strapazen immerhin noch fit genug für einen fünften Platz.

Ole von Beust lag also falsch. Der Bürgermeister hatte auf einen Außenseitersieg getippt.