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daumenkinoErfolgreich furzen

Mr. Bones

Die Stoßrichtung von „Mr. Bones“ ist nach wenigen Sekunden klar. Aus dem Off singt es „Rolling, rolling, rolling“ und auf der Leinwand rollt ein Käfer eine Kackekugel durch die afrikanische Steppe. Die landet schnell in einem Joint und benebelt den Geist des Stammeshäuptlings. Fortan werden magenkranke Elefanten feucht furzen, Katzen als Klopapier missbraucht, Vögel ihre Notdurft auf menschliche Köpfe verrichten und manches Weichteil einen kräftigen Tritt abbekommen.

Für Freunde des Fäkalhumors ist der neueste Film des in Südafrika überaus beliebten Schauspielers Leon Schuster zweifellos der Höhepunkt des Jahres. Die krude Geschichte von den glücklich in der Steinzeit lebenden Kuvukis, die auf der Suche nach männlichem Nachwuchs für den Vorsitz ihres Stammes ausgerechnet auf einen Golfprofi verfallen, der im benachbarten Sun City ein millionenschweres Turnier gewinnen will, spielt da eher eine Nebenrolle. Ungleich wichtiger scheinen die Nilpferde, Nashörner, Löwen, Paviane und Warzenschweine, die stets dann Schleimiges in exotischen Farben aus irgendeiner Körperöffnung absondern dürfen, wenn der nächste Schenkelklopfer benötigt wird. Die menschlichen Protagonisten stürzen derweil wie Zeichentrickfiguren von Tex Avery in steile Schluchten oder bleiben mit dem Kopf im After eines Elefanten stecken.

„Mr. Bones“ ist darauf konzipiert, die Erfolgsgeschichte von Schuster unter der Regie Gray Hofmeyrs auf den internationalen Markt auszudehnen. Der burische Komiker wurde eine südafrikanische Institution als Moderator der lokalen Variante von „Vorsicht Kamera!“. Seitdem hat er erfolgreich im Radio gearbeitet, Platten aufgenommen und Filme gedreht. Mit „Mr. Bones“ stach Schuster in seinem Herkunftsland gar „Harry Potter“ oder „Titantic“ aus. Sehr fraglich allerdings bleibt, ob die groteske Komik tatsächlich exportierbar ist. Immerhin: Neben neuen Erkenntnissen der Körperphysiognomie erfährt man in „Mr. Bones“ auch, dass Apartheid kein Thema mehr ist. Denn ob Schwarz, ob Weiß, hier bekommen gerecht verteilt alle ihr Fett weg.

THOMAS WINKLER

„Mr. Bones“. Regie: Gray Hofmeyr. Mit Leon Schuster u. a. Südafrika 2001, 110 Min.

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