Eier und Tomaten für Grüne Fischer und Trittin

Zum Start seines Bundestagswahlkampfes wird Umweltminister Trittin in seinem Wahlkreis ausgepfiffen. Polizisten wehren Farbeier ab

GÖTTINGEN taz ■ Insgesamt sechs Mal versuchte Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) die Göttinger Autonomenszene dadurch zu beschwichtigen, dass er sie in seine Rede einband und direkt ansprach. So sei es ein „Fehler“ der „autonomen Freunde“, anzunehmen, bei der Wahl am 22. September gehe es um nichts. Aber auch die nette Anrede half wenig. Trittins gesamte samstägliche Rede auf dem Göttinger Marktplatz wurde durch Pfiffe, Trillerpfeifen und „Hau ab“-Rufe gestört. Etwa 100 Demonstranten hatten sich im strömenden Regen unter die 500 Zuhörer gemischt, darunter Autonome, Antifa, Atomkraftgegner und Pazifisten.

Außenminister Joschka Fischer hatte es nicht leichter. Zwei Mal musste er sich wegducken, während Polizisten mit ihren Schilden Farbeier abwehrten. Auch Tomaten kamen zum Einsatz. Zwei vermummte Autonome hatten zudem das Dach eines gegenüberliegenden Gebäudes bestiegen und entrollten ein Plakat, das allerdings vom Wind zerrissen wurde. „Viele von denen, die hier schreien, werden ihre Hilflosigkeit demonstrieren, wenn nach dem 22. September die Konservativen am Ruder sind“, sagte Fischer an die Adresse der „verehrten Angehörigen der Opposition“. „Kriegstreiber!“, schallte es zurück.

Kein leichter Auftritt also für die Grünen in der Stadt, in der Jürgen Trittin um das Direktmandat kämpft. Bereits am Donnerstag hatte die Autonome Antifa angekündigt, für Trittin und Fischer werde es in der Studentenstadt „kein ruhiges Hinterland“ geben, von einem „Heimspiel“ könne keine Rede sein. Im Zentrum der Kritik stand der Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Aber auch alte Bekannte Trittins aus dem Göttinger Antiatom-Plenum meldeten sich zu Wort.

Etwa 500 Polizisten aus ganz Niedersachsen waren am Wochenende zusammengezogen worden, um den Auftritt der beiden grünen Minister zu schützen. Zu größeren Ausschreitungen kam es in Göttingen jedoch nicht. Lediglich ein mutmaßlicher Farbeiwerfer wurde vorübergehend festgenommen. Gegen ihn wird ein Ermittlungsverfahren wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.

In ihren Reden betonten Fischer und Trittin, dass es bei der Bundestagswahl auf jede Stimme ankomme. Fischer ergänzte allerdings, auf die Stimmen derjenigen, die nicht zur Friedfertigkeit bereit seien, könne er verzichten. YASSIN MUSHARBASH