UMTS immer weniger wahrscheinlich

Ausbau des UMTS-Funknetzes nicht nur in Deutschland schleppend. Weil er in Schweden besonders teuer ist, will ihn die klamme France-Telecom-Tochter Orange frühestens 2005. Vermutlich muss sie deshalb Lizenz zurückgeben

STOCKHOLM taz ■ Die France-Telecom-Tochter Orange will offenbar in Schweden ihre UMTS-Lizenz loswerden. Der Ausbau der nächsten Mobilfunkgeneration wird sich damit dort wohl wie in Deutschland – erst letzte Woche hatte sich hier Quam zurückgezogen – kräftig verzögern. Bei der Post- und Telebehörde PTS hat Orange beantragt, den Aufbau eines funktionierenden Netzes um mindestens drei Jahre verschieben zu dürfen. Begründung: Lieferprobleme für die Technik, es gebe keine Telefone und damit auch keine KundInnen.

Orange hatte 2000 von der PTS neben Vodafone, der Hutchison-Gruppe und der einheimischen Tele 2 eine der vier für das UMTS-Netz erteilten schwedischen Lizenzen erhalten. Schweden ist zwar Spitze bei der Handydichte, der Aufbau eines neuen Funknetzes angesichts Grösse und geringer Bevölkerungsdichte aber enorm teuer.

Trotzdem hatte sich Orange wie die anderen Lizenznehmer verpflichtet, bis Ende kommenden Jahres ein Netz von etwa 12.000 Funkmasten aufzubauen, mit dem etwa 98 Prozent der SchwedInnen Zugang zum UMTS-System haben würden. Auch das will Orange kippen. Das Netz soll statt 8,86 nur noch 8,3 Millionen EinwohnerInnen abdecken. So könnte die Hälfte der Gesamtinvestitionskosten eingespart werden. Denn die gesamte dünnbesiedelte nördliche Hälfte des Landes würde ohne UMTS-Netz bleiben.

Die staatliche PTS kann den Orange-Antrag nur ablehnen. Schweden hat im Gegensatz zu Deutschland oder Großbritannien die Lizenzen kostenlos an die Antragsteller vergeben, welche sich verpflichtet hatten, die finanziellen und technischen Voraussetzungen auch einzuhalten.

Geldbußen und Vertragsstrafen drohen für jegliche Verspätung. Dass man bei Orange offenbar auf völlig unrealistische Kalkulationen gesetzt hat, kann nach ersten Stellungnahmen seitens der Regierung und des zuständigen PTS-Abteilungsleiters Hans Brändström nichts ändern: Ansonsten drohe die Gefahr, dass neben den anderen Lizenznehmern auch die sechs Konsortien, welche sich beworben hatten, aber ohne Lizenz blieben, das gesamte System der Lizenzvergabe gerichtlich in Frage stellen würden. Was den Ausbau endgültig um Jahre verzögern würde.

Der sowieso an ihrer Schuldenlast schwer schleppenden France Telecom wird vermutlich kaum etwas anderes bleiben, als Orange-Schweden aus dem UMTS-Rennen zu nehmen und die Lizenz zurückzugeben.

Die drei verbleibenden Lizenznehmer hätten damit einen Konkurrenten weniger, würden aber erst einmal vor neuen finanziellen Problemen stehen. Rund 70 Prozent der Masten wollten Vodafone, Hutchison und Orange nämlich gemeinsam bauen. Statt durch drei müssten diese Investitionskosten dann durch zwei geteilt werden. REINHARD WOLF