Fließende Klänge

„Flow“ – eine Komposition für 14 Klangfarben einer Stimme: Gabriele Hasler singt solo im Bremer Dom

Klänge nimmt sie überall auf. Ob im Auto, an öffentlichen Plätzen oder im Badezimmer. Gabriele Hasler speichert Gehörtes „im großen Rucksack“. Damit meint sie ihr Unterbewusstsein, das bei Bedarf an ihre Erfahrungen erinnert. 14 Tage lang wird sie jetzt aus solchen Vorlagen mit ihrer eigenen Stimme im Bremer Dom experimentieren.

Im Dom ist Hasler längst keine Unbekannte mehr. Letztes Jahr komponierte sie im Auftrag von Chorleiter Claus Bantzer „Study nature“. Das Gertrude-Stein-Projekt wurde im Januar im Dom uraufgeführt. Schon damals plante sie ein Soloprojekt, das jetzt mit der Unterstützung der Musik am Bremer Dom verwirklicht wird.

Jeweils zur gleichen Tageszeit interpretiert und erforscht sie nun die eigene Stimme. Das Soloprojekt ist speziell für die Westkrypta geplant und soll „jeden Tag einen eigenen Klang zum Thema haben“, sagt die Bremer Musikerin. Das kann ein sehr eigener Jodeler sein, der eher wie ein Trillerlaut klingt, oder sie experimentiert mit Luft auf der Stimme. So entstehen Flüstertöne, die an Wörter erinnern, doch mit Sprache nichts zu tun haben. Anderntags plant die Musikdozentin so genannte „subtones“. Eine schwierige Technik, bei der die Stimmbänder lange vor der Erzeugung des eigentlichen Tons in Schwingung gebracht werden müssen. Das Ergebnis klingt dann wie ein Didgeridoo.

Damit sich die Besucher „in den Klangbogen einfinden können“, dauern die Klangnotizen 21 Minuten. „Im Idealfall wird es eine Meditation.“ Jedes der mittäglichen Klangexperimente wird aufgezeichnet und im Mai 2003 als Hörstück im Bremer Dom uraufgeführt.

Seit Jahren erforscht Hasler (Jahrgang 1957) die Möglichkeiten ihrer Stimme und verfeinert ihr Experimentarium. Ihre Anregungen holt sie sich in vielen Bereichen der Musik: von Pop bis Welt, von Poesie bis Jazz. Ausgezeichnet wurde sie unter anderem mit dem Deutschen Schallplattenpreis und dem SWF Jazzpreis.

Hannes Krug

„Flow“, von Gabriele Hasler, wird ab dem 15. bis zum 28. August jeden Tag im St. Petri Dom in der Westkrypta zu hören sein. Die Klangexperimente beginnen jeweils um 12.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.