Waschbrettbauch der Welt

Die internationale Fitnessmesse „All in Move“ verspricht sensationelle Neuigkeiten. Im Angebot in Bremen findet sich viel Altbewährtes mit besonders schicken neuen Bezeichnungen

„Poolnudel“ oder „3D-Core-Board heißen die neuen Sportgeräte auf der Bremer AIM

Spätestens jetzt ist es jedem klar: Bremen ist die Lifestyle-Metropole schlechthin, die Welthauptstadt der Innovation, das Paradies für jeden Fitness-, Wellness- und Aerobic-Begeisterten.

Und dieser berechtigte Anspruch äußert sich nun auch in einer galaktisch modernen Show: Die „All in Move“ (AIM) wird das Congress Centrum an der Bürgerweide am 17. und 18. August sozusagen in das Mekka der Aerobic-Hüpfer ganz Europas verwandeln: Für satte 149 Euro schwitzen sich die 1.200 erwarteten Besucher in 90 Fitnesskursen um Kopf und Kragen. „Meist zeigt ein Vortänzer die Schritte, und alle anderen machen sie dann nach“, erklärt Organisatorin Birte Tela.

Womöglich liegt die wahre Innovation eigentlich in den Namen der Kurse – englische Muttersprachler dürften das Motto des ein oder anderen Angebots sogar verstehen. Da zeigt mal die Fitness-Legende Julio Papi „Step A + Sym“, mal lehrt eine Barbara Raab „Stretching Flexible Strength“.

„Presenter“ nennen sich neudeutsch die Vortänzer der hedonistischen Internationale, und manche von ihnen sind bestimmt wahre Stars in der Szene: Der Norweger Esben Aalvik zum Beispiel, laut Tela „einer der besten Presenter der Welt“, präsentierte vorab schon mal eine echt spektakuläre Innovation. Und sagt: „Das 3D-Core-Board beansprucht die oft vernachlässigte Rumpfmuskulatur, sogar die Kicker von Borussia Mönchengladbach trainieren damit.“ Und tatsächlich, dieses Wahnsinnsbrett scheint voller Überraschungen zu stecken: Auf einer Plastikplatte, die auf einem Kugelgelenk montiert ist, balanciert der Benutzer hin und her – Weltneuheit.

Und gleich noch eine Gelegenheit nutzen die Veranstalter der AIM, um ihre enorme Kreativität unter Beweis zu stellen: In Kooperation mit dem Waller „Aqualand“ können Besucher auch an „Aquarobic“-Kursen teilnehmen. Natürlich unterscheidet sich diese Disziplin erheblich von den altbekannten Anti-Rheuma-Kursen für Senioren, obwohl die auch mit den Armen im Wasser rudern.

Christiane Mey von der Aqua-Fitness-Akademie der Bremer Bäder weiß: „Mit Wassergymnastik hat das nichts tun, wir arbeiten stattdessen mit der Poolnudel.“ Das ist ein Styroporschlauch, der zwecks Muskeltraining ins Wasser gedrückt wird.

Auch absolute Laien sollen sich übrigens auf Anhieb wohl fühlen auf der AIM.

Zwar seien zwei Drittel der Besucher selbst Fitnesstrainer und die anderen meist deren Kunden. Der durchgestylte Athlet Aalvik beteuert trotzdem: „Bei uns fühlen sich alle wohl, ob dick oder dünn, jung oder alt.“

Und wenn sich die alten Hüpfer erst einmal am Meeting Point und den Cycles vorbei zum Workout gekämpft haben, brauchen sie ja nur noch ihren Presenter zu fragen, wann der Body Combat denn losgeht.

Sebastian Kretz