Der größte Liberale aller Zeiten

Das Wahrheit-Wahlporträt. Heute: Guido Westerwelle (FDP), Kanzlerkandidat (Teil 2)

Die FDP will erstmals in ihrer Geschichte mit 18 Prozent die Bundestagsmehrheit erringen

Am 22. September 2002 ist die deutsche Wahlbevölkerung aufgerufen, die Urnen zu füllen. Unter der Leitung ihres Topdenkers Guido Westerwelle will die FDP erstmals in ihrer Geschichte mit 18 Prozent die Bundestagsmehrheit erringen. In der heißen Phase des Wahlkampfs, so Westerweckes Idee, muss deshalb aus der altbackenen Dreipunktepartei „F.D.P.“ endlich eine moderne Ausrufezeichenpartei „F!D!P!“ werden, eventuell sogar eine ganz reelle „FDP,–“. Auch eine „FDP plus!“ (für Jungwähler) und eine „FDP ultra“ (für die Frau) sind geplant. Wesentliche Punkte des Wahlprogramms stehen sogar schon im Wahlprogramm.

Unter dem Slogan „Die FDP ist die beste FDP, die es je gab“ ist Guido Wellerwespe bereits kräftig dabei, in einer Wahlkampftour mit seinem Guidomobil, das er umweltfreundlich mit heißer Luft betreibt, bundesweit den Bürger und die Bürgerin abzudecken.

Schon heute aber empfängt der eingefleischte Junggeselle in seiner betont kühlen Bonner Stadtwohnung mitten in Berlin, nahe am Thomas-Dehler-Haus des Bundestags, Journalisten von der Presse, aber auch von den meinungsbildenden Medien. In den funktional eingerichteten, nahezu leeren Räumen schmacken geschmückvolle moderne Kunstwerke die Zimmer, darunter die Druckgrafik „Runde gelbe Quadrate in blau schmunzelnder Landschaft“ von Jan van de Schietenbrink.

„Herr Wellerwickel, worin liegt das Deutschlandproblem des Jahres 2002?“

„Das sieht ein kleines Kind mit dem Kochlöffel: das Leistungsdefizit. Wissen Sie, das Damokleshaupt der fortschreitenden Steuerlast führt vor dem Hintergrund der Echternacher Springprozession, das sage ich ganz offen, zu einem Eiertanz an Verantwortungslosigkeit im Leistungsdefizit für das Damokleshau- …“

„Was werden Sie nach der Wahl und einem Sieg der FDP anders machen?“

„Wir machen es umgekehrt!“

„Herr Wellerwoppel, werden Sie die Steuern senken und die Staatseinnahmen erhöhen?“

„Ich weiß, wo jeden Menschen der Zahn drückt: im Portemonnaie. Schauen Sie, würde man die Staatsschulden in Flaschen abfüllen und übereinander stellen, so reichte dieser Turm bis zum Mond – und, das sage ich in aller Deutlichkeit, auch wieder zurück. Das ist ein schlagender Beweis, dass Deutschland seine Finanzkrise unter dieser Regierung nicht meistern können kann, meine Damen und Herren in diesem hohen Hau-, äh … noch Kaffee?“

„Danke, aber das ist Clearasil. Was ist für Sie als moderne Partei Ihre Meinung zum Phänomen Internet?“

„Die Faszination Internet hängt eng mit der Faszination Freiheit zusammen. Deswegen ist das Internet das Medium des Liberalismus schlechthin. Darum ist die FDP die Internetpartei in Deutschland und weltweit. Auch ich selber habe persönlich das Internet erlernt.“

„Hört sich ganz so an. Nun bezeichnen Sie die FDP gern als Jugendpartei. Was verstehen Sie unter Jugend?“

„Die Faszination Jugend hängt eng mit der Faszination Freiheit zusammen. Deswegen ist die Jugend das Medium des Liberalismus schlechthin. Darum ist die FDP die Jugendpartei in Deutschland und weltweit. Auch ich selber habe persönlich.“

„Das klingt nach Textbausteinen …“

„Die Faszination Textbaustein hängt eng mit der Faszination Freiheit zusammen. Deswegen ist der Textbaustein das Medium des – au! Schütten Sie sich den Kaffee doch in Ihr eigenes Gesicht!“

„Das ist kein Kaffee, das ist Clearasil.“

„Dann danke. Wissen Sie, die FDP ist als Partei die Partei für alle Bürgerinnen und Bürger. Deshalb können alle Bürgerinnen und Bürger nur FDP wählen. Alles andere wäre ein Schlag ins Gesicht des Wählers.“

„Herr Wesselwassel –“

„Die Faszination Wesselwassel hängt eng mit der Faszination Freiheit zusammen. Deswegen ist Wesselwassel das Medium des Liberalismus schlechthin. Darum ist die FDP die Wesselwasselpartei in Deutschland und weltweit. Auch ich – äh, danke für das Clearasil.“

Was halten Sie von dem Satz, dass die Unfähigkeit an der Regierung und die Dummheit in der Opposition ist?“

„In Wahrheit trifft einzig und allein das Gegenteil zu!“

„Herr Weckerweste, ich danke mir für das Interview.“

„Ich habe zu danken, Herr Köter.“

INTERVIEW: PETER KÖHLER