Chefinnen: Eure Zeit kommt!

700 Führungskräfte gehen bis 2010 in Ruhestand – Frauenausschuss wittert Morgenluft

Sie sind gerade mal zu zweit. Die Frauen unter den rund 20 Abteilungsleitern in den Senatsressorts sind äußerst deutlich in der Minderheit – und geben Einblick in die Gleichstellung von Männern und Frauen in Bremen. Doch am Horizont ist Licht, sprich: Bis 2010 geht rund die Hälfte der Führungskräfte im öffentlichen Dienst in den Ruhestand – Chancen für haufenweise künftige Chefinnen. Das sind die zeitlichen Dimensionen, in denen sich Gleichstellung bewegt – und mit ihr der Parlamentsausschuss für die Gleichberechtigung der Frau. Gestern hat er getagt und im Anschluss berichteten die frauenpolitischen Sprecherinnen der Fraktionen, Barbara Wulff (SPD), Annedore Windler (CDU) und Doris Hoch (Grüne) über den Stand der Dinge.

Wenn in den kommenden Jahren die halbe Führungsriege die Chefsessel räumt, sollen zwar nicht alle 700 Stellen wieder besetzt werden, aber immerhin noch rund 250. Das Bewusstsein aber, dass das die Chance der Frauen ist, muss bei vielen Entscheidungsträgern noch geschaffen werden. Per Gender Mainstreaming, der EU-weit verordneten Methode der Gleichstellung, mit der jede Entscheidung auf ihre Konsequenzen sowohl für Männer als auch für Frauen hinterfragt wird. Weil das kompliziert ist, muss es die Führungsebene – in Bremen sind ab der Ebene der Referatsleiter aufwärts nur 23 Prozent Frauen – vermitteln, ergo zuerst lernen. Ein Schulungsprogramm aus dem Hause der Frauensenatorin soll bald vorliegen.

Wie nötig das ist, „merkt man immer wieder, wenn man mit den Herren diskutiert“, sagt Doris Hoch, „die gefühlte Chancengleicheit ist sehr hoch.“ „Abenteuerlich“, kommentiert Annedore Windler. Und Barbara Wulff referiert die voherrschende Haltung: „Wir Männer müssen uns emanzipieren.“

Auch wenn’s nicht ganz einfach ist – was Gender Mainstreaming heißt, scheint aber wenigstens die Herren-Riege der Abgeordneten inzwischen begriffen zu haben. Doris Hoch: „Zumindest kokettieren sie nicht mehr mit ihrem Nicht-Wissen.“ sgi