shell-jugendstudie
: Jungs fördern tut Mädchen gut

Nach Pisa wurde den Ersten mulmig: Jungen schneiden in der Schule schlechter ab als Mädchen. Mädchen sind besser – weltweit. Jetzt bestätigen Vorabinformationen aus der Shell-Jugendstudie, die am Montag erscheint: Die Mädchen von heute sind die erste Generation von Frauen, die voll auf Karriere setzt – und diese auch durchplant –, während die Jungen weiter auf ihre Rollenprivilegien vertrauen und sich nicht sonderlich anstrengen. Das beschert ihnen einen klaren Wettbewerbsnachteil. Bei vielen Mädchen könnte man fast von einem Rollentausch sprechen, heißt es. Sie hätten eine Mentalität, wie man sie früher nur von Jungen kannte. Hat der Feminismus gesiegt? Muss man gar, wie es fleißige AntifeministInnen in letzter Zeit gerne tun, die Jungs bedauern, die durch die Überzahl heimtückischer, männerfeindlicher Pädagoginnen rüde unterdrückt werden?

Kommentarvon HEIDE OESTREICH

Weder, noch. Der Feminismus hat nicht gesiegt, er ist höchstens auf halber Strecke angekommen. Die Mädchen haben vom Stereotyp „Hausfrau“ Abschied genommen – um beim Stereotyp „Superweib“ anzukommen. Sie wollen Karriere machen und nebenbei Kinder bekommen. Wie man damit scheitert, machen ihnen die heute 35-Jährigen gerade vor. Auch die haben schon bessere Abschlüsse gemacht als ihre männlichen Mitschüler. Wenn sich dann mit dem Kinderwunsch auch die erste Berufsmüdigkeit einstellt, wandern sie spätestens mit dem zweiten Kind direkt in die Teilzeitsackgasse ab. Die Jungs bleiben cool: Sie nämlich haben ihr Selbstbild nicht geändert. Warum auch? Sie sehen an ihren Müttern: Die können eine noch so hoffnungsvolle Karriere gestartet haben – fortsetzen können sie sie nur in den seltensten Fällen.

Dennoch könnte das allgemeine Bejammern der armen Jungen sinnvoll sein. Denn in der Tat gibt es jede Menge Mädchenförderung – und nur selten spezifische Angebote für Jungen. Solange die keine verantwortungsvolle Männlichkeit lernen können, werden sie weiterhin stärker selbstmordgefährdet sein als Mädchen, ihre Krankheiten verschleppen und früher sterben. Der Machismo wirkt auf sie attraktiv, doch letztlich schadet er ihnen.

Also rein mit den Männern, dem benachteiligten Geschlecht, in die Erziehung! Kümmert euch um die armen Jungs! Damit sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Etwa indem sie sich für die Betreuung ihrer Kinder interessieren. Zur Freude ihrer Partnerinnen.