Fliegende Münzen

Bayern München sitzt nach dem 3:0 über Partizan Belgrad wieder an den Fleischtöpfen der Champions League

BELGRAD dpa ■ Oliver Kahn war sauer. Michael Ballack hatte ein „mulmiges Gefühl“. Karl-Heinz Rummenigge sprach von großen Sicherheitsmängeln: Der FC Bayern München hat nach einem vom Fanatismus Belgrader Fans begleiteten Spiel in Belgrad mit dem 3:0-Auswärtssieg zwar ein glückliches Ende erlebt. Aber die Freude über die fast schon sichere siebte Champions-League-Teilnahme war durch die beängstigenden Vorfälle ein wenig getrübt.

„Einige Dinge waren nicht okay. Hier wurden zum Beispiel unsere Fans mit den Belgrad-Fans gemixt, das ist aus meiner Sicht lebensgefährlich“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende Rummenigge nach dem Spiel die Sicherheitsvorkehrungen. „Die Uefa muss künftig klarer reagieren“, forderte er. Trainer Ottmar Hitzfeld sprach angesichts eines Münzwurfs gegen Kahn von „schlimmen Voraussetzungen, die eines Fußballspiels unwürdig sind“.

Beim Mitternachts-Dinner im Hyatt-Hotel waren alle heilfroh über den klaren Sieg, der dem Weltpokalsieger nach den Einnahmen von 78,1 Millionen Euro in den beiden Vorjahren auch in dieser Saison die Gelder aus der Champions League sichert. „Wir sind – das kann man ohne Überheblichkeit sagen – mit diesem 3:0 qualifiziert. Das ist für uns wichtig, aus sportlichen, aber auch aus finanziellen Gründen“, sagte Rummenigge. Das Rückspiel am 27. August in München dürfte Formsache sein. Zum sechsten Mal in Folge wären die Bayern im Millionen-Spiel, bei der Auslosung sind sie gesetzt.

Die Wurfangriffe auf Kahn und Schiedsrichter-Assistent David Doig aus Schottland sowie Feindseligkeiten von den Rängen können Folgen haben. Bayern informierte den Uefa-Delegierten Michel Pralong. Partizan droht eine Platzsperre. „Wir wollen nicht noch Öl ins Feuer gießen. Das jugoslawische Temperament ist eben so“, wiegelte Manager Uli Hoeneß ab. Rummenigge indes vermisste nach den Krawallen von Partizan-Fans gegen Hammarby IF mit zwei verletzten schwedischen Anhängern Konsequenzen.

Kahn, der am 12. April 2000 in Freiburg durch einen Golfball verletzt worden war, wollte nach der Münz-Attacke beim Aufwärmen gar nicht mehr spielen. „Ich will das mal so sagen: Wenn man die WM in Japan und Korea erlebt hat, dann weiß man, dass man plötzlich wieder daheim ist“, formulierte er. Hitzfeld sagte: „Oliver war natürlich geschockt, denn die Erinnerungen an Freiburg kamen wieder hoch. Er war ziemlich down und hat Nerven gezeigt. Das ist verständlich, wenn man hier nicht geschützt ist.“

Umso bemerkenswerter, dass Kahn wieder gute Paraden zeigte und damit zum ersten Europacup-Sieg der Bayern in Belgrad beitrug. Der hohe Sieg durch Tore von Tarnat (22.), Jeremies (71.) und Pizarro (78.) kam angesichts der Tatsache, dass die Elf um Michael Ballack immer noch Anlaufschwierigkeiten hat, überraschend. „Wir hatten Glück, zum richtigen Zeitpunkt in Führung zu gehen. Das 3:0 ist ein zu hohes Resultat. Wir hätten auch 0:2 verlieren können“, meinte Hitzfeld. Hoeneß attestierte eine „tolle Leistung“. Die Belgrader Zeitung Sportski zurnal sprach von einer „Lehrstunde des Professionalismus“. Das wird den Bayern sicher gefallen.