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: Effe-Effekt legt Wolfsburg lahm: Stationen eines Saisonverlaufs

„Den Trainingsplatz leider nie gefunden“

Sämtliche Absteigerwetten sind Makulatur. Den VfL Wolfsburg hatte bisher niemand auf der Rechnung – jetzt ist er Kandidat Nummer eins. Die Genese des Effenberg-Transfers („Keiner will mich – komm’ ich eben zu euch“), die Persönlichkeit des Mannes (Motto: „Es ist geil, ein Arschloch zu sein“) und das Schäfchen-im-Wolfspelz-Image seines neuen Clubs garantieren die Katastrophe. Hier der Saisonverlauf in Auszügen:

3. Spieltag: Effenberg wird, nachdem der Bielefelder Brinkmann ihn zum dritten Mal überlaufen hat und Effe ihn dafür zum sechsten Mal mit gestrecktem Bein zu Fall gebracht hat, in der 4. Minute mit Gelb-Rot vom Platz gestellt. VfL-Trainer Wolf moniert „fehlendes Fingerspitzengefühl“ und sagt nicht, bei wem. Brinkmanns Karriere ist zu Ende. Endstand 0:2.

5. Spieltag: Effenberg tritt beim Spiel bei 1860 an und wild um sich. Rot (2.). VfL-Trainer Lorant: „Ich habe Verständnis. In diesem Stadion sehe ich auch rot.“ Zwei Spiele Sperre. Zweiter Saisonsieg für die Löwen: 4:1.

8. Spieltag: Vor dem Heimspiel gegen Leverkusen spuckt er im Anstoßkreis Carsten Ramelow ins Gesicht („Scheiß-Neger“). Zehn Spiele Sperre. VfL-Trainer Saftig grinsend: „Ein herber Verlust“. Endstand 0:4.

Während seiner Sperre erreicht Effenberg durch Interviews die Ablösung dreier weiterer Trainer und sieben Änderungen des Spielsystems.

21. Spieltag: Gegen den HSV wird Effenberg erstmals wieder eingesetzt. Nach 12 Minuten nimmt VfL-Trainer Röber den 120-Kilo-Mann beim Stand von 0:3 wegen Trainingsrückstands vom Platz. Nach weiteren sechs Minuten ist Röber entlassen – Effenberg nimmt selbst auf der Bank Platz. Endstand 2:1 (wird später wegen eines Wechselfehlers in ein 0:2 umgewandelt).

27. Spieltag: Effenberg wird in Rostock nicht aufgestellt, weil er den dritten vom Werk gestellten „Phaeton“ mit 3,2 Promille zu Schrott gefahren hat. VfL-Trainer Middendorf: „Wir hatten Angst vor der Dopingkontrolle.“ Hansa siegt mühsam mit 2:1.

34. Spieltag: Effenberg erscheint am Freitag vor dem Spiel erstmals zum Training („Bis jetzt hatte ich den Trainingsplatz nie gefunden in dieser Scheißstadt“) und erhält dafür die vertraglich zugesicherte „Saison-Trainings-Prämie“ ausgezahlt. VfL-Trainer Neururer protestiert – und fliegt noch vor dem Anpfiff in Stuttgart.

Außerdem steigen ab: Hannover 96 (Rangnick ist offenbar ein erstklassiger Zweitliga-Trainer) und Bochum (wird genauso durchgereicht wie Zweitligist und Anfangsüberraschung Babelsberg im letzten Jahr).

OLIVER THOMAS DOMZALSKI