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Türke starb wegen „Ausländerhass“

Die Bluttat von Sulzbach hat einen rechtsradikalen Hintergrund. 3.000 Leute kamen zur Protestdemonstration

SULZBACH taz ■ „Das ist eine abscheuliche Tat, die tiefe Trauer hervorruft.“ Der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) hatte mit aufgerufen zur Demonstration gegen Terror, Gewalt und Rassismus am Freitagabend in Sulzbach. Auf dem Salzbrunnenfest dort hatte ein rechtsradikaler Skinhead in der Nacht zum 10. August den jungen Türken Ahmet S. erstochen.

An der von der Stadt und der türkischen Gemeinde organisierten Protestdemonstration, zu der mehr als 3.000 Menschen kamen, nahmen neben Bürgermeister Werner Zimmer (SPD) und weiteren Kommunalpolitikern aus allen demokratischen Parteien auch die saarländische Innenministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und der türkische Generalkonsul Menter Sahinler teil. Die Landesregierung werde alles daran setzten, um den „schrecklichen Fall umfassend aufzuklären“, versprach Annegret Kramp-Karrenbauer.

Als Tatmotiv nennt die Staatsanwaltschaft inzwischen „Ausländerhass“. Aus nichtigstem Anlass heraus habe der Skinhead den jungen Türken brutal niedergestochen – mit mehreren Messerstichen in Brust und Bauch.

Der mutmaßliche Täter Carlos N. (25), der in Untersuchungshaft sitzt und dort die Aussage verweigert, gehört einer lokalen Gruppe rechtsradikaler Skinheads an. In seiner Wohnung wurden Faustfeuerwaffen und eine Hakenkreuzfahne sichergestellt. Bei seiner Festnahme bedrohte er die Beamten der gleich nach der Bluttat gebildeten Sondereinheit mit einer geladenen, aber nicht entsicherten Pistole, Kaliber .7,62.

Ein noch in der Tatnacht festgenommener Kumpan von Carlos N., Paul F., der den jungen Ausländer übel beschimpft und auch geschlagen und getreten haben soll, so das Landeskriminalamt (LKA) in Saarbrücken, ist bereits einschlägig vorbestraft. Wegen einer fremdenfeindlichen Straftat wurde der Skinhead zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Nach Kritik von lokalen Menschenrechtsgruppen, wonach die Landesregierung den Rechtsradikalismus im Lande bislang „verharmlost“ habe, legte das Landesamt für Verfassungsschutz jetzt offen, dass allein in Sulzbach insgesamt 15 Personen, die alle der rechten Szene angehörten, schon seit einiger Zeit „unter Beobachtung“ stünden. Die grausame Tat, so der Behördenleiter, hätten seine Leute aber nicht voraussehen und schon gar nicht verhindern können.

In Sulzbach griffen rechte Skinheads allerdings schon vorher Ausländer an; zuletzt vor fast genau einem Jahr. Da wurden drei Türken durch die Straßen der Stadt im Sulzbachtal gehetzt. Zwei Monate später wurde aus einem fahrenden Auto heraus mit einer Pistole auf den Ausländertreff in der Innenstadt gezielt – aber nicht geschossen. Bereits im Jahr 2000 waren zwei afrikanische Medizinstudenten von Skinheads gejagt worden; Zivildienstleistende und Heimbewohner aus einem Seniorenstift schlugen die Glatzen damals mutig in die Flucht.

Die jüngste Meldung in der Saarbrücker Zeitung: Skinheads grölten am vergangenen Donnerstag im Wald bei Sulzbach „Sieg Heil!“ und spielten CDs mit „rechter Musik“ ab. In einem Opel fand die Polizei diverse Unterlagen, die auf Beziehungen dieser fünf Skinheads zu einem 22-Jährigen aus Dudweiler hinwiesen, der als Organisator der Szene im Saarland gilt.

Der mutmaßliche Messerstecher Carlos N., sagen Nachbarn, war „eigentlich ein sehr netter Junge“, der nach dem frühen Tod seines Vaters wohl „den Halt verloren“ habe. Seit zwei Jahren jedenfalls habe Carlos N. regelmäßig „Besuch von Glatzen“ bekommen. K.-P. KLINGELSCHMITT

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