Lufthansa auf Höhenflug

Die deutsche Kranichlinie hat die weltweite Flugflaute anscheinend gut überstanden: Der Betriebsgewinn hat sich verdreifacht. Schon in diesem Winter sollen auch im Gesamtkonzern wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Börse positiv überrascht

von ROLAND HOFWILER

Erstaunliche Gewinnzahlen legte gestern die Deutsche Lufthansa AG vor: Im Vergleich zum Vorjahr hat die Kranichlinie ihren operativen Konzerngewinn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mehr als verdreifacht: Von 105 Millionen Euro auf 332 Millionen stieg diese Kennzahl. Für den letztendlichen Jahresgewinn werden meist noch Sonderbelastungen, Zinslasten und anderes abgezogen.

Die Firmenleitung erwartet bis zum Jahresende sogar ein operatives Ergebnis von „mindestens 500 Millionen Euro“. Vorstandschef Jürgen Weber voller Selbstvertrauen: „Unser Kapazitäts- und Kostenmanagment hat sich als der richtige Kurs erwiesen.“ Mit keinem Wort erwähnte er die Beihilfen des Bundes: Die angeschlagene Kranich-Airline wurde allein im Juni mit einem Scheck in der stattlichen Höhe von rund 70 Steuer-Millionen Euro bedacht.

Auf 180 Millionen Euro beziffert der Konzern weiterhin die Verluste, die dem Konzern aufgrund der Ereignisse vom 11. September entstanden seien. Den danach erfolgten Buchungsrückgang um neun Prozent auf 21 Millionen Passagiere jährlich habe man jedoch mit einem „klugen Konzept“ und einer Kürzung des Sitzplatzangebotes um zehn Prozent „positiv ausgleichen“ können. Der gesamte Warentransport konnte um zehn Prozent gesteigert werden und trug somit zu 67 Prozent des Umsatzes bei. Und auch in den betriebseigenen Reparatur- und Ausbesserungswerken erzielte der Kranich eine Gewinnsteigerung von 8,3 Prozent auf 656 Millionen Euro.

Mit all diesen Maßnahmen wurde die Netto-Kreditverschuldung des Konzerns enorm abgebaut. Sie lag im ersten Halbjahr bei 2,7 Milliarden Euro nach 4,2 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Sorgenkind für die Lufthansa ist demnach nur noch die Tourismustochter Thomas Cook – Neckermann, die 144 Millionen Euro Verlust eingefahren habe, gegenüber 93 Millionen im vergangenen Jahr. Nach Abzug der Steuern, diverser Abschreibungen und anderer Belastungen bleibt vom operativen Gewinn zwar nur ein Jahresverlust von 27 Millionen Euro (Vorjahr: 43 Millionen). Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley frohlockt jedoch schon: „Bis zum Jahresende schreiben wir wieder schwarze Zahlen.“

Die spektakulären Betriebsgewinne der Lufthansa gaben gestern dem Deutschen Aktienindex einen kräftigen Auftrieb. Die Lufthansa-Aktie selbst stieg um 9,3 Prozent auf 13,28 Euro. Ganz im Gegensatz zum Erfolg der Deutschen leidet die internationale Konkurrenz weiter unter Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe. Jetzt schockieren gerade die Amerikaner mit immer neuen Hiobsbotschaften. Das siebtgrößte Unternehmen, die US-Airways, meldete zu Monatsbeginn Insolvenz an, der Mutterkonzern von United Airlines, UAL Corp, überraschte mit einem drastischen Sparprogramm und schloss auch den Gang zum Konkursrichter im Herbst nicht mehr aus, falls die Notmaßnahmen nicht greifen sollten. Bereits 7.000 Mitarbeiter wurden auf die Straße gesetzt.

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