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Kleingehacktes Erbe

Springer-Verlag will Rotation der Bergedorfer Zeitung schließen und die Hälfte aller Stellen abbauen

Am Anfang der Karriere war die Bergedorfer Zeitung. Hier leistete Axel Springer sein Volontariat, die journalistische Ausbildung, ab, bevor er zum mächtigen Verlagsmogul aufstieg. Der Axel-Springer-Verlag ist längst 100-prozentiger Besitzer der Bergedorfer Zeitung, und nun wird das Erbe des Verlagsgründers verhackstückt. Der Verlag plant die Rotation der BZ zu schließen. Nach Angabe von Betriebsratschef Dieter Born würden dadurch 112 Menschen ihren Job verlieren – MitarbeiterInnen in den Abteilungen Plattenherstellung, Druck und Versand. Das ist knapp die Hälfte der gesamten Belegschaft.

Den Beschäftigten wurden die Verlagspläne am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt. Geschäftsführer Hans Joachim Gangloff kündigte an, den Stellenabbau über Versetzung, Altersteilzeit und Fluktuation zu regeln, doch der Betriebsrat vermisst bisher „jegliches schlüssiges Konzept“. Die Belegschaft hat den Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner aufgefordert, nach Bergedorf zu kommen, den Beschäftigten die genauen Pläne darzulegen und eine Standortgarantie abzugeben. Außerdem haben sie in einem Brief Springer-Witwe Friede zur Unterstützung aufgefordert. Am Donnerstagabend machten die BZ-MitarbeiterInnen bei einer Wahlkampfveranstaltung mit den Bergedorfer BundestagskandidatInnen der Parteien ihrem Unmut Luft. Weitere Protestaktionen sind geplant. Die Belegschaft befürchtet, dass die Zeitung mittelfristig ganz eingedampft wird und bestenfalls noch als Beilage des Hamburger Abendblattes überlebt.

Die LeserInnen der Bergedorfer Zeitung erfahren über die betriebsinternen Auseinandersetzungen übrigens nichts. Die Verlagsleitung hat der Redaktion, die über die Betriebsversammlung schreiben wollte, ein Berichterstattungsverbot auferlegt.

PETER AHRENS

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