Hinter die Gitter

Einmal pro Woche Abschiebegefangene in Norderstedt besuchen: Pastorin sucht noch Ehrenamtliche

Oft kommt es vor, dass Pastorin Fanny Dethloff eine Entschuldigung ausspricht. Für rüdes Verhalten, das andere zeigen, und für das trotzdem sie sich schämt. Wenn zum Beispiel die Ausländerbehörde einen Familienvater nur zur Duldungsverlängerung lädt und ihn dann plötzlich ins Gefängnis steckt. Oder wenn ein Kind zum Kindernotdienst kommt, weil seine Eltern in Abschiebehaft genommen wurden. Um dem „eine kleine menschliche Geste entgegenzusetzen“, hat die Flüchtlingsbeauftragte der nordelbischen Kirche vor einem Jahr regelmäßige Besuche im Abschiebegefängnis Glasmoor initiiert. Die Gruppe Ehrenamtlicher, die seither einmal pro Woche dort hinfährt, sucht jetzt noch weitere Interessierte.

Bei diesen Besuchen ein paar Pistazien zu bekommen, stellt für viele Gefangene den Höhepunkt der Woche dar. 22 Stunden am Tag sind sie eingeschlossen, nur zweimal dürfen sie für je eine Stunde auf den Hof. Viele verstehen nicht einmal, warum sie im Gefängnis sind. Dethloff betont, dass die Insassen keine Straftäter sind: „Sie haben nichts anderes verbrochen als ausreisepflichtig zu sein.“ Dennoch seien sie „unter extremen Bedingungen“ eingesperrt.

Siegfried Benin fährt einmal die Woche mit nach Glasmoor, im Gepäck: Spiele, Kaffee und Pistazien. Die Freude der Gefangenen über die Besuche sei groß, ihr Bedürfnis, mit Menschen „von außen“ zu reden, ebenso. Und wenn Externe im Knast seien, so Benin, „ist der Umgangston dort nicht mehr ganz so rüde“. ELKE SPANNER

Infos unter Tel. 30 62 03 64