Milošević-Prozess fortgesetzt

Letzte Phase der Kosovo-Anklage vor UN-Tribunal: Augenzeuge belastet Serbenchef

DEN HAAG dpa ■ Vor dem UN-Tribunal in Den Haag hat gestern die letzte Phase des Prozesses um Kriegsverbrechen im Kosovo begonnen, die dem früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević zur Last gelegt werden. Milošević bestritt vehement, dass serbische Polizisten und Soldaten im März 1999 bei Izbiza ein Massaker unter albanischen Bewohnern des Kosovo-Dorfs mit mehr als 130 Opfern angerichtet hätten. Am ersten Verhandlungstag nach der Sommerpause hatte ein Augenzeuge von diesem Massaker berichtet, das einen Teil der Anklage ausmacht. „Diese Zeugenaussage ist eine reine Farce“, rief Milošević im Kreuzverhör. „Es gab gar kein Massaker bei Izbiza.“ Der Zeuge Sadik Xhemajli hatte detailliert berichtet, wie er aus einem Versteck im Wald die Tat miterlebt und die Opfer mit begraben hatte.

Der Gerichtsvorsitzende Richard May deutete an, der Gesundheitszustand von Milošević könne möglicherweise Änderungen bei der Planung des weiteren Verfahrens erforderlich machen. „Der ärztliche Bericht über den Gesundheitszustand des Angeklagten hat möglicherweise einige Auswirkungen auf das Tempo der Verhandlungen.“

Milošević hat die Aufforderung des Gerichts zurückgewiesen, Anwälte zu seiner Verteidigung zu benennen. Er bleibt dabei, das Gericht nicht anzuerkennen. Nach bisheriger Planung soll die Anklage noch drei Wochen lang Zeugen zum Kosovo präsentieren können. Ab 31. August will die Anklage ihre Vorwürfe gegen Milošević erläutern. Danach soll sich Milošević zwei Wochen auf die Anklagen zu Kroatien und Bosnien vorbereiten.