Nachgefragt
: „Wir haben nichts gegen McDonald‘s“

Wie weiter am Osterdeich?

Mit einer „Drive-Out“-Party feiert die Anwohner-Initiative „Kein Drive-In“ am Samstag den Beschluss der SPD-Fraktion gegen ein Fast-Food-Restaurant im geplanten Bürobau am Weser-Stadion. Wir sprachen mit der Sprecherin der Initiative über die nächsten Ziele. taz: Bürger vertreiben den Weltkonzern McDonald‘s. Wird das ein zweites Millau?

Anne Wolff: Wir haben uns nie als Aktion gegen McDonald‘s betrachtet, sondern immer als Aktion gegen Gewerbe in der Pauliner Marsch. Ab Samstag nennen wir uns auch „Initiative Pauliner Marsch“.

Der Widerstand gegen eine Falafel-Bude wäre genauso groß gewesen?

Da bin ich mir ganz sicher. Unser Ziel war und ist die Erhaltung des Naherholungsgebietes Pauliner Marsch. Dieses Gebiet ist elementar für die gesamte Innenstadtbevölkerung. Es muss zudem als Überschwemmungsgebiet erhalten bleiben. Und am Osterdeich darf es nicht zu laut werden.

Es ist doch aber erklärtes Ziel, auch der SPD, dort neue Gewerbeflächen zu schaffen.

Es gibt aber einen Vorhaben- und Erschließungsplan, nach dem die Nutzung des geplanten Bürobaus nicht wesentlich mehr Verkehr bedeuten darf. Wenn sie es schaffen, im Rahmen dieser Vorgabe dort Gewerbe anzusiedeln, dann kann das von uns aus so sein.

Was macht sie so sicher, dass ihre Interessen berücksichtigt werden?

Wir haben ein Faustpfand: Viele Anwohner haben im Grundbuch das Recht eingetragen, feste Bauten auf einem großen Teil der Pauliner Marsch zu verhindern. So haben wir Widerspruch gegen den Bau des Umkleidehäuschens auf Platz 11 eingelegt. Und so können wir mit der Bremer Weserstadion GmbH (BWS) ins Gespräch kommen.

Jetzt bestimmen also die Anwohner, was in der Pauliner Marsch geschieht?

Wir sind nicht kompromisslos, aber wir wollen uns nicht mehr alles gefallen lassen. Wir haben gesagt, der Bau auf Platz 11 darf weitergehen, denn wir wollen den Leichtathleten nicht ans Zeug flicken. Aber wir wollen eine Erklärung der BSW, dass sie auf ein Fast-Food-Restaurant verzichtet. Übrigens ist auch die bereits fertiggestellte Ostkurve in den Bereich unserer Rechte reingebaut worden.

Sie könnten den Abriss fordern?

Im Prinzip ja. Aber wir sind nicht so irre, dass wir glauben, das ginge tatsächlich. Das ist utopisch und das wollen wir auch gar nicht. Aber wir könnten Schadensersatz fordern.

Die geforderte Erklärung gibt es immer noch nicht.

Dann wird eben auf Platz 11 nicht mehr weiter gebaut. Wenn die nicht kompromissbereit sind, sind wir es auch nicht.

Und wenn die BWS trotzdem weiterbaut?

Dann gibt es gerichtliche Wege, das zu verhindern.

Was halten Sie von den Plänen, das Weser-Stadion häufiger für Großveranstaltungen zu nutzen?

Es gibt ein Abkommen mit dem Beirat, dass nicht mehr als vier Großveranstaltungen pro Jahr dort stattfinden sollen. Das Stadion dient dem Sport, jede andere Nutzung ist im Bebauungsplan nicht vorgesehen. Wenn zu oft Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, dann werden wir auch dagegen vorgehen. Die Anwohner sind schon durch die 14-tägigen Spiele gebeutelt. Mehr geht einfach nicht mehr. Dann ist die Lebensqualität hier weg. Fragen: Armin Simon