Fanfaren wecken Nachtschwärmer

Die 12. Lange Nacht der Museen am kommenden Samstag steht unter dem Motto „Klassik und Romantik“. Dafür wurde eigens eine Fanfare für Hornisten komponiert. Mehr als hundert Museen sind am kommenden Samstag bis 2 Uhr nachts geöffnet

von WOLF VON DEWITZ

Die Damen und Herren Direktoren sind sichtlich gut gelaunt – alle miteinander: Gastgeberin Conny Restle (Musikinstrumentenmuseum), Peter-Klaus Schuster (Staatliche Museen) und Kollegen. Zwischen ihnen kann Thomas Flierl sein Glück kaum fassen: Der Kultursenator durfte gestern zwar das Programm der 12. Langen Nacht der Museen mit präsentieren, muss dafür aber keinen Cent aus seinem schlanken Kulturetat herausschneiden. Umso großzügiger ist er nun mit Lobesworten: Der „Reiz in der Vielfalt“ sei eine „große Gemeinschaftsproduktion“, „beispielhaft und erfolgreich“, schlicht und ergreifend „wunderbar“.

Tatsächlich übertrumpft die Lange Nacht, eine Veranstaltung unter Federführung des Museumspädagogischen Dienstes, sich regelmäßig selbst. Im halbjährlichen Abstand tauchen im kulturellen Nachtprogramm mehr und mehr Museen auf. 1997 machten nur 18 den Anfang, nun sind es gut hundert: die gesamte Museumsinsel, das Kulturforum, Neue Nationalgalerie, aber auch kleinere wie Film-, Hanf- oder zahlreiche Heimatmuseen sowie die Neulinge (siehe Kasten). Die Vielfalt sei verdeutlicht am Angebot für Kids: Das „Labyrinth Kindermueum“ erwartet die Junioren ab 13 Uhr in der „Sommerwerkstatt Gold“.

Zur Mobilität zwischen den Museen tragen nicht nur 60 zusätzliche Shuttlebusse bei, sondern auch die Deutsche Bahn: Deren „Call a Bike“-Mietfahrräder können am Samstagabend kostenfrei von den Museumsfans genutzt weren.

Wie so vieles dieser Tage steht auch die Lange Nacht im Zeichen der Solidarität mit den Hochwasseropfern: Eine Spendenaktion während der Langen Nacht kommt ihnen zugute. Der Boden der Sammelbüchse ist schon gefüllt: Die Freunde der Nationalgalerie stellten 35.000 Euro bereit.

Ganz nach dem diesmaligen Motto „Klassik und Romantik“ prangt auf den Werbeplakaten ein Gemälde von Karl Friedrich Schinkel. Sein „Spreeufer bei Stralau“ zeigt zwei Hornisten, die auf einem Ruderboot in die untergehende Sonne hineinmusizieren. Es scheint, als habe man besagte Musiker geradezu aus dem Bild herausreißen wollen: Direktorin Restle zeigt ein Museumshorn, verkündet stolz, dieses Mal sei eine eigene Fanfare zur Langen Nacht komponiert worden. Und schon blasen die Hornisten leibhaftig das selbst kreierte Musikstück – in der Gewissheit, dass am Samstag die Berliner in Scharen ihren Lockklängen folgen werden. Eine überzeugende Komposition.