Mammografie und die Folgen

Ein unklarer Befund, mangelhafte Informationen und ungehaltene Ärzte versetzen betroffene Frauen in Angst und Schrecken. Und wenn dann noch die Ärzte drängen, möglichst schnell zu operieren. Ein Erfahrungsbericht

Das Bremer Gesundheitsamt schickte Regina M.* eine Einladung, am Mammografie-Screening Programm teilzunehmen. In der Mammografiepraxis wurden von ihren Brüsten je zwei Röntgenaufnahmen gemacht. Nach einer Woche bekam Regina M. einen Brief. Sie habe einen „unklaren Befund“.

Mehrere Frauen warteten schweigend in der Mammografie-Screening-Praxis mit ihr auf die Nachuntersuchung. Drei Ärzte besprachen ihre Röntgenbilder. Ihr ehemaliger Röntgenarzt war anwesend – er hatte auf dem Röntgenbild nichts entdeckt. Die Brusttastuntersuchung ergab kein Ergebnis. Dann wurde eine Ultraschallaufnahme gemacht. Professor Junkermann sah einen Schatten auf dem Ultraschallbild. Er empfahl, sofort eine Stanzbiopsie zu machen. Ihr Röntgenarzt versuchte zweimal vergeblich, die Biopsie durchzuführen. „Da lag ich dann sehr verlassen. Es ging nicht um mich, es ging um die Apparate, die Bildschirme, die Aufnahmen. Ich sollte mich wohl wieder anziehen. Es sagte mir niemand tschüß“, beschreibt Regina M. diesen Moment. Von dieser Untersuchung blieb ihr ein Bluterguss. Nach zwei Tagen bekam Regina M. eine Einladung. Junkermann erklärte ihr, zwei unabhängige Pathologen hätten dasselbe festgestellt: Sie hatte einen bösartigen Krebs auf der linken Seite in Herzhöhe in der Größe von drei Millimetern. „Haben Sie nicht mit diesem Ergebnis gerechnet?“, fragte der Arzt.

Trotz des Schrecks beschwerte sich Regina M. über die Nachuntersuchung. Sie hoffe, dass nicht noch eine Frau so behandelt werde wie sie. Junkermann gab zu, dass bei ihr „nicht alles optimal gelaufen sei“.

Ihre Hausärztin begann, eine Klinik zu suchen. Regina M. hätte gerne noch Zeit gehabt. Die Ärztin drängte. Zwei Tage später lag sie auf dem OP-Tisch. Da sie von der Biopsie her noch den Bluterguss hatte, musste sie vor der OP zu einer Röntgenärztin im Krankenhaus, die ihr ohne Betäubung eine Nadel in das zu operierende Gewebe stach. Dies sollte den Chirurgen bei der OP als Orientierung dienen. Bei dieser Behandlung klappt Regina M. zusammen. Die Ärztin reagierte ungehalten. Ein Anästhesist beruhigte sie. Die Krebs-OP wurde brusterhaltend durchgeführt. Allerdings wurden Regina M. auch 18 Lymphknoten in der linken Achsel entfernt. Regina M. hatte das Gefühl, ihre Kräfte vor der OP waren geschwächt. Sie hätte gerne den Schock sacken lassen und hätte gerne Zeit gehabt, sich zu informieren.

Nach der OP sollte Regina M. zwei Medikamente in starker Dosierung einnehmen. „Ich habe die Medikamente, die starke Nebenwirkungen haben, nicht vertragen. Als ich fragte, ob es etwas anderes gibt, hieß es nein. Dann habe ich irgendwann entschieden, dass ich das nicht nehme. Daraufhin meinte meine Ärztin, das könne sie verstehen.“

Die Ärztin war aber für eine Bestrahlung. Inzwischen war Regina M. informiert. Sie hatte wegen Herzbeschwerden Bedenken. Also verweigerte sie die Bestrahlung. „Das habe ich mit dem Strahlenarzt besprochen, der sagte, er verstehe das, auch wenn es schulmedizinisch für notwendig erachtet werde.“ Ihre Ärzte haben ab dem Moment, als Regina M. für sich die Verantwortung übernahm, ihre Entscheidungen akzeptiert. „Seitdem gehe ich meinen eigenen Weg und fühle mich gut damit.“

Regina M. ist froh, dass ihr Krebs so früh entdeckt wurde. Ihr fiel während der letzten Monate auf, dass auch bei den Fachleuten beim Thema Brustkrebs Ängste auftreten. „Dadurch diese Eile. Wenn man handelt, ist man aktiv und muss nicht noch darüber sprechen.“

Regina M. hat ein erwachsenes Kind. Sie arbeitete 30 Jahre im Bildungsbereich. Sie hat nach ihren Worten immer „funktioniert“. Sie rät anderen Frauen, die einen Krebsbefund haben, sich selber kundig zu machen, ihrer inneren Stimme zu vertrauen und mit betroffenen Frauen Kontakt aufzunehmen. Heute orientiert sie sich an der biologischen Krebsbekämpfung, nimmt Mistelpräparate und stellt ihre Ernährung um. Es geht ihr darum, ihr Leben zu „vereinfachen“. GUDRUN FISCHER

* Name von der Redaktion geändert