Die Trauer um Diana findet kein Ende

Heute vor fünf Jahren starb die „Prinzessin der Herzen“ in Paris – für die Briten wichtiger als der Zweite Weltkrieg

DUBLIN taz ■ Es war das wichtigste historische Ereignis der vergangenen hundert Jahre: Heute vor fünf Jahren starb Prinzessin Diana, geschiedene Windsor, bei einem Autounfall in einem Tunnel von Paris. Bei einer Umfrage des „History Channel“, eines geschichtsorientierten Fernsehsenders, bewerteten 22 Prozent der Briten Dianas Tod als bedeutender für Großbritannien als Ereignisse wie den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs oder das Wahlrecht für Frauen, die auf den Plätzen zwei und drei folgten.

Nick Barratt, Berater des „History Channel“, war über das Ergebnis entsetzt. „Die Leute bewerten Berühmtheiten höher als Substanz“, sagte er. „Das wirft ernste Fragen auf. Was unterrichten wir eigentlich in unseren Schulen? Und welche Verantwortung haben die Medien, wenn sie über bestimmte Ereignisse berichten?“ Die meisten Menschen, fügte Barratt hinzu, bewerten Geschehnisse offenbar höher, wenn sie sich zu ihren Lebzeiten ereignet haben.

Im Garten von Kensington, dem letzten Wohnsitz der „Prinzessin der Herzen“, hat man ihr jetzt ein merkwürdiges Wasser-Denkmal für Diana errichtet. Das drei Millionen Pfund teure „Plitscher-Plätscher-Wasserspiel“, wie es die Designer Kathryn Gustafson und Neil Porter nennen, sei zum Glück so unauffällig, dass die Bevölkerung kaum davon Notiz nehmen werde, lästerte der Guardian.

Andrew Purkis hält solche Monumente ohnehin für Schnickschnack. Der 53-Jährige ist Direktor des „Princess Diana Memorial Fund“, einer Stiftung, die Spenden sammelt und Lizenzen an Firmen verkauft, die ihre Produkte mit dem Konterfei der Prinzessin schmücken dürfen. „Wie könnte man Diana besser gedenken“, fragt Purkis, „als ihre Stiftung zu unterstützen?“ 115 Millionen Pfund hat er bisher eingenommen, 38 Millionen davon allein mit dem Verkauf von Elton Johns „Candle in the Wind“, das der bei ihrer Beerdigung sang.

Die Stiftung finanziert die Fürsorge für Krebs- und Aidskranke in Afrika, Projekte für Asylbewerber, für die Familien von Gefangenen und für obdachlose homosexuelle Teenager.

Mehrere Millionen gingen auch an Dianas Initiative gegen Landminen. Es war ihr Lieblingsprojekt, ihr Tod schien die Kampagne sogar zu beflügeln. Im Dezember 1997 unterzeichnete die britische Regierung das Abkommen von Ottawa, das Landminen ächtete.

Seitdem hat sich nichts getan. Die Regierung hat weder die versprochenen Gelder herausgerückt, noch hat sie verhindert, dass das Verbot ständig missachtet und umgangen wird. Eine rumänische Firma verkaufte ihre Landminen sogar auf einer Waffenausstellung der britischen Regierung in Surrey.

„Ich habe Dianas Arbeit immer bewundert“, sagt Purkis. „Sie musste das alles ja nicht tun. Wir benutzen Diana, um das Leben vieler zu verbessern, und das ist interessanter, als alte Geschichten und Gerüchte wieder aufzuwärmen.“

Er meint damit nicht zuletzt die Behauptung des Harrods-Besitzers Mohamed al-Fayed, dessen Sohn Dodi mit Diana in dem Autowrack starb, dass die britische Regierung bei dem Unfall die Finger im Spiel hatte, um zu verhindern, dass Diana nach der Hochzeit mit Dodi zum Islam übertreten würde. Dann wäre auch ihr Sohn William, der künftige König, Muslim geworden, glaubt al-Fayed.

Purkis setzt seine Hoffnungen auf Prinz William, denn in fünf oder zehn Jahren wird die tote Prinzessin nicht mehr dieselbe Zugkraft haben wie jetzt. Dann braucht die Stiftung eine neue Ikone, und dafür kommt nur William in Frage.

Doch daraus wird wohl nichts, denn die Stiftung wird von Dianas Familie, den Spencers, unterstützt. Und mit denen sind die Windsors hoffnungslos zerstritten. RALF SOTSCHECK