Neue Freunde, neue Fragen

Bildung verwirrt: Opposition müht sich um Licht im Dunkel der Schulorganisation. FDP schlägt Pensionäre statt Junglehrer vor. GEW: „Offenbarungseid“

Gesamtschulvertreter fordern von Ingeborg Knipper (CDU), der neuen Leiterin des Amtes für Schule, eine Stärkung ihrer Arbeit. Denn Knipper hat zum Schuljahresbeginn Hamburgs Lehrern per Brief die Zukunft verkündet: „Die schulpolitischen Ziele der neuen Hamburger Koalitionsregierung und die Ergebnisse von PISA und LAU machen für meine und für Ihre Arbeit klare Vorgaben.“ Die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) interpretiert das sarkastisch in ihrem Sinne und freut sich, dass Knipper „inzwischen offenbar den Stand der Forschung nicht nur zur Kenntnis genommen“ habe, sondern sogar ihr Handeln danach ausrichten wolle.

Die GGG fordert deshalb nun einen Ausbau der Gesamtschulen, das Abschaffen des Sitzenbleibens, mehr Förder- und Teilungsstunden. Weil die Realität aber eine andere ist, fand auch gestern Nachmittag wieder eine Montagsdemonstration vor der Schulbehörde statt. Diesmal hatte die Gesamtschule Bergedorf aufgerufen.

Auch die Opposition hat viele kritische Fragen: GAL-Bildungsexpertin Christa Goetsch hat drei kleine Anfragen gestellt. Sie will wissen, inwieweit in diesem Schuljahr Klassen größer sowie Teilungs- und Förderstunden weniger geworden sind. Außerdem fragt die GALierin nach den Plänen zur Mehrarbeit für BeamtInnen, zu welchem Zeitpunkt der Senat wie versprochen 100 neue LehrerInnen nach einer niedrigeren Besoldungsgruppe einstellen will, ob diese tatsächlich nur dreiviertel Stellen bekommen sollen und inwieweit der Senat ihre Ausbildung anders beurteile als bisher.

Unklar ist auch, welche Chancen Referendare haben, die zum Februar fertig werden. Offenbar soll an Gymnasien niemand eingestellt werden – das jedenfalls fragt die SPD-Abgeordnete Britta Ernst in einer kleinen Anfrage nach.

Unterdessen hat der FDP-Fraktionsvorsitzende Burkhard Müller-Sönksen in einem Interview vorgeschlagen, man solle frühpensionierte Lehrer wieder in den Dienst holen – für die GEW ein „stellenpolitischer Offenbarungseid“, mit dem die FDP zugegebe, dass Hamburgs Schulen unterversorgt seien. Statt die Alten einspringen zu lassen, solle der Senat lieber gut ausgebildete und hochmotivierte Junge einstellen, von denen es genügend gebe. SANDRA WILSDORF