Pistolero vor dem Haftrichter

Widersprüchliche Informationen zu angeblichem Flugzeugentführungsversuch

STOCKHOLM taz ■ Der Schwede Kerim Chatty, der am Donnerstag bei dem Versuch festgenommen wurde, eine Pistole an Bord eines Flugzeugs nach Birmingham zu schmuggeln, ist gestern dem Haftrichter vorgeführt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte U-Haft wegen Vorbereitung einer Entführung und Verstoß gegen das Waffengesetz beantragt. Da die Gerichtsverhandlung nicht öffentlich war, blieb unbekannt, auf welche Tatsachen sich die Anklage stützt.

Internationale Medien mutmaßen, Chatty wollte das Flugzeug entführen und auf ein US-Botschaftsgebäude abstürzen lassen. Das wies die schwedische Polizei als „haltlose Spekulation“ zurück. Familienmitglieder und Freunde des Verhafteten vertraten die Auffassung, Chatty habe die Pistole schlicht in seinem Reisegepäck vergessen.

Bei der Waffe handelt es sich laut Informationen der Zeitung Expressen um eine kleine „Damenpistole“ vom Kaliber 6.5, mit der man „kaum ein Kaninchen schießen könne“. Chattys Verteidiger Nils Uggla sagt, sein Mandant hatte regelmäßig eine Waffe bei sich, weil er sich bedroht fühlte. Magnus Ranstorp, Soziologe und Terrorismusexperte, erklärte dem Svenska Dagbladet: Angesichts des amateurmäßigen Vorgehens könne es sich allenfalls um „einen weniger seriösen Versuch ohne Hintergrund zu irgendeiner Organisation“ handeln. Chatty habe auch eine Pilotenausbildung in den USA nicht abgeschlossen, was die Theorie eines auf eine Botschaft gezielten Absturzes entkräfte. Es gäbe aber das Risiko, dass Personen im Zusammenhang mit dem Jahrestag des 11. September versuchten, diese Tat zu imitieren.

REINHARD WOLFF