Frauenpower fürs Design!

44 Künstlerinnen zeigen im Bremer Wagenfeld-Haus ihre „Sahneschnitten“: Von der Diplomarbeit bis zur Stoffpraline behaupten sich Frauen im Haifischbecken der Produktkunst – und baumeln als Portraits neben ihren Werken

„Wir leben gerne mit Männern zusammen“, sagt Dagmar Hilbert, erste Vorsitzende des Designerinnen Forums e.V. Aber im Verein haben die Männer nichts zu suchen. Der Zusammenschluss aus Designerinnen zwischen 25 und 60 Jahren verbindet und fördert ausschließlich Frauen. Designerinnen für Designerinnen, weil der Mann im Design-Geschäft nach wie vor überrepräsentiert sei. Hilbert: „Es gibt 50 Prozent Frauen, die Design studieren, aber selten leiten Frauen eigene Büros“.

In diesem Jahr feiern die Damen ihren zehnten Geburtstag. Eine Tagung sowie eine Ausstellung im Design Zentrum Bremen mit dem Titel „Sahneschnitten“ präsentiert Frauen in der vollen Design-Bandbreite: Mode, Schmuck, Internet, Foto, Grafik, aber auch herrendominierte Sparten wie Produkt- und Industriedesign. „Sahneschnitten“ gibt es zu essen, als Hutdekoration oder als Stoffunikat in einer Pralinenschachtel. Einen thematischen Zusammenhang haben die Objekte jedoch nicht. Jede Designerin zeigt ihr persönliches Sahnestück.

Von der Diplomarbeit bis zur Stoffpraline, ganz unterschiedliche Dinge sind zu entdecken. Alles mit einem Hintergedanken. So ist zum Beispiel die Idee der Stoffpralinen während einer Afrika Reise entstanden. Luxusartikel könne sich dort nur eine Minderheit leisten, also gibt es für die Luxusgesellschaft Pralinen, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen, doch leider nicht essbar sind.

Sabine Gabor, verantwortlich für Konzept und Umsetzung der Sahneschnitten, hatte auf die Auswahl der Ausstellungsstücke keinen Einfluss, dafür hat sie die Gestalterinnenpersönlichkeiten in den Vordergrund gerückt. Jede Ausstellerin wird gleichrangig behandelt und vorgestellt: Neben den Arbeiten baumelt lebensgroß die jeweilige Künstlerin als Portrait in Gesichtshöhe. Unterscheidet sich denn Frauen-Design von Männer-Design? Gabor verneint, Design zeige die individuelle Gestaltungskraft einer Person, jenseits von Geschlechtsmerkmalen. „Es gibt auch Frauen, die schönes Design machen“, fügt sie hinzu.

Vorangiger Zweck der Vereinigung ist die Bildung eines Netzwerkes. In ehrenamtlicher Arbeit werden Berufseinsteigerinnen gefördert, können vermittelt werden und erhalten ein Podium, um sich aktiv im Haifischbecken der Produktkunst zu behaupten. Die älteren Kolleginnen helfen mit Fachwissen und bereits bestehenden Kontakten.

Hannes Krug

Die Ausstellung „Sahneschnitten“ ist ab Sonntag 12 Uhr geöffnet und läuft bis zum 22. September. Nähere Informationen über den Verein „Designerinnen Forum“ gibt es im Netz unter www.designerinnen-forum.org oder telefonisch unter ☎040–8901168.