Bionahrung jetzt Online

Verbraucherministerin Künast eröffnet Homepage für Bauern, Handel und Verbraucher. Unterdessen nimmt Bioverband BÖLW nur langsam Strukturen an

BERLIN taz ■ Große Pressekonferenz von Renate Künast gestern in Berlin. Aus Lautsprechern kommt Vogelgezwitscher und Musik, das Biofrühstück ist angerichtet und auf einem überdimensionalen Laptop tanzen Landwirt, Koch und Verbraucher ein Tänzchen. Präsentiert wurde: eine Homepage. Auf den Tag genau ein Jahr nach der Einführung des Biosiegels startete das Verbraucherministerium gestern in Berlin die neueste Maßnahme zur Förderung des Ökolandbaus. Die Homepage www.oekolandbau.de soll „Bio für alle“ bieten und als Plattform für Information und Kommunikation von Biolandwirt, Verarbeiter, Handel und Verbraucher dienen.

„Insgesamt haben über 100 Leute seit Mai diesen Jahres an der Erstellung dieser Homepage gearbeitet“, berichtet Christoph Spahn von der Agentur Synergie, die den Link „Handel“ entwickelt hat. Künast: „Das Informationsangebot des Biolandbaus im Internet hat gravierende Mängel aufgewiesen.“ Was bisher an Informationen angeboten werde sei veraltet und unübersichtlich. Sie erwarte eine ähnliche „Erfolgsgeschichte“ wie bei der Einführung des Biosiegels. „Wir nehmen mit dieser Maßnahme weltweit mal wieder eine Vorreiterfunktion ein“, freute sich die Verbraucherministerin.

Die Internetseite ist zentraler Bestandteil des Bundesprogramms Ökologischer Landbau, das den Ökolandbau mit 35 Millionen Euro aus Bundesmitteln förden soll. Für Biobauern bietet das Informationsportal die Möglichkeit sich über andere landwirtschaftliche Betriebe und deren Ausrichtung zu informieren. Damit sollen sie die Möglichkeit haben, die eigene Betriebsführung zu verbessern. Auch Großküchen und Mensen, die eine Umstellung auf Biokost planen, wird weitergeholfen. Im nächsten Jahr soll das Internetangebot noch durch ein zusätzliches Portal für Kinder und Jugendliche erweitert werden. „Auch die ökologische Landwirtschaft muss nach außen modern auftreten“, betonte Thomas Dosch, der Sprecher des Bund für ökologische Lebensmittelwirtschaft. (BÖLW).

Der Aufbau des neu gegründeten Bioverbandes nimmt unterdessen langsam konkrete Formen an. Die Personalentscheidung für den neuen Geschäftsführer sei bereits erfolgt und werde Anfang Oktober bekannt gegeben, sagte Dosch gestern der taz. Einen konkreten Namen dürfe er aber noch nicht nennen. Insgesamt sei der BÖLW auf „einem überraschend guten Weg“ betonte er, allerdings gebe es intern unterschiedliche Auffasungen über die Größe des Verbandes. „Die eine Seite will den Verband auch für Einzelunternehmen öffnen und möglichst viele Mitglieder repräsentieren, die anderen sind für eine kleinere und effiziente Ausrichtung des Verbandes“, so Dosch weiter.

Der Bund der ökologischen Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) wurde im Verlauf des Nitrofenskandals neu gegründet und löste damit den AGÖL-Verband ab. Der neue Verband umfasst neben den großen Bioverbänden auch Händler und Verarbeiter aus der Biobranche und will in Zukunft als Lobbyorganisation der Biobranche tätig sein. „Der neue Verband ist ein Experiment. Wir werden von der internationalen Biobranche genau beobachtet“, erklärte Dosch. Offiziell soll die Verbandsarbeit zum 1. November aufgenommen werden. SILVAN NIEDERMEIER