deutscher fernsehpreis
: Die toten Manns

Nichts wirklich Spannendes ist passiert im deutschen Fernsehjahr. Trotzdem werden haufenweise Preise verliehen. Das nächste Mal am 5. Oktober im Kölner Coloneum beim Deutschen Fernsehpreis von ARD, ZDF, RTL und Sat.1. Mit schier atemberaubender Spannung wurden die Nominierungen erwartet, jetzt sind sie endlich raus und wir können wieder ruhig schlafen.

 Die einzige Produktion, die am Abend der Verleihung nicht zittern muss, steht schon fest: Für den ARD-Dreiteiler „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ wurde eigens eine neue Kategorie geschaffen. Als „Fernsehereignis des Jahres“ gehen Thomas, Heinrich, Klaus und Co. konkurrenzlos ins Rennen. Für Jury-Chef Lutz Hachmeister lag diese Entscheidung auf der Hand: „Das geht weit über die Grenzen des Fernsehens hinaus, aus dem es kam.“ Verstehe, wer will, jedenfalls haben „Die Manns“ es verdient. Weiterer Gewinner schon vorab ist „Toter Mann“ (ZDF), weil in gleich fünf Kategorien nominiert. Für den besten Film sind neben dem „Toten Mann“ noch „Rette deine Haut!“ (ZDF), „Der Tanz mit dem Teufel“ (Sat.1) nominiert. Um den Preis für die beste Serie dürfen sich „Berlin, Berlin“ (ARD), „Edel & Starck“ (Sat.1) und „Mein Leben & ich“ (RTL) streiten, und genau für jene Serien sind auch die Hauptdarstellerinnen nominiert: Felicitas Woll, Rebecca Immanuel und Wolke Hegenbarth. Bei den Serien-Männern sind Tom Gerhardt („Hausmeister Krause“), Christoph M. Ohrt („Edel & Starck“) und Gottfried Vollmer („Mein Leben & ich“) auserkoren. Was Serien angeht, habe sich das deutsche TV schwer gebessert, meint die Jury. Beim Fernsehpreis 2001 wurde noch angemahnt, der Seriensektor sei nicht besonders stark vertreten, und schon hagelte es Neues und auch Gutes.

 In den Kategorien beste Reportage und beste Dokumentation räumt die ARD auf jeden Fall ab: Alle sechs Nominierungen gehen auf ihr Konto. Die Stärken der Sender zeigen sich überhaupt recht deutlich: Information bei der ARD, Fernsehspiel beim ZDF, Sat.1 ist auf der Nominierungsskala der Privaten ganz oben, stark im Bereich Unterhaltung und Serie. Auf dem Unterhaltungssektor war das Fernsehen insgesamt aber eher schwach im vergangenen Jahr, zumindest wenn man der Jury glaubt. Neue Konzepte müssen her, das Fernsehen sollte im Bereich Show mal wieder überraschen, meint Lutz Hachmeister. Nominierte für Moderation und Sendung wurden trotzdem gefunden: Oliver Geissen mit der „80er Jahre Show“ (RTL), Barbara Schöneberger mit „Blondes Gift“ (WDR) und Günther Jauch mit dem „Großen IQ-Test“, auch RTL. Neu ist der Preis für die beste tägliche Sendung. Den gewinnt entweder Jörg Pilawa für sein „Quiz“ in der ARD, die Richterin Barbara Salesch mit gleichnamiger Sendung oder „Zwei bei Kallwass“, beide Sat.1.

 Für die beste Regie sind Peter Keglevic („Tanz mit dem Teufel“), Christian Petzold („Toter Mann“) und Marc Rothemund („Die Hoffnung stirbt zuletzt“) nominiert. Bester Schauspieler wird André Hennicke („Toter Mann“), Wotan Wilke Möhring („Hat er Arbeit?) oder Hilmar Thate („Operation Rubikon“), bei den Damen machen es Monica Bleibtreu („Verlorenes Land“), Nina Hoss („Toter Mann“) und Anneke Kim Sarnau („Ende der Saison“ und „Die Hoffnung stirbt zuletzt“) unter sich aus.

 Eine Kategorie bleibt bis zur Verleihung offen: Wer für den Preis für die beste Informationssendung und Moderation in Frage kommt, will die Jury erst kurz vorher entscheiden. Jury-Mitglied Sandra Maischberger will vor allem die Wahlsendungen mit berücksichtigen. Wer nun wirklich einen Preis bekommt und wer nur nominiert bleibt, zeigen die Moderatoren Sandra Maischberger und Dirk Bach am 6. Oktober in der ARD um 20.15 Uhr. JULIA BÜRNER