Schwerer Luftangriff auf Irak

USA und Großbritannien fliegen mit 100 Maschinen den größten Angriff auf den Irak seit 1998. Luftabwehrbasis westlich von Bagdad zerstört. Berichte über bevorstehende Bodenoperation

BERLIN/LONDON taz/dpa/afp ■ Die Luftwaffen der USA und Großbritanniens haben in der Nacht zu gestern nach britischen Angaben ihren schwersten Angriff auf den Irak seit fast vier Jahren geflogen. Wie britische Medien gestern berichteten, waren rund 100 Kampfflugzeuge an den Aktionen am Donnerstagabend beteiligt. Laut US Central Command wurden „Präzisionswaffen“ eingesetzt, um eine Luftabwehrkommandozentrale fast 400 Kilometer westlich von Bagdad, nahe der jordanischen Grenze zu zerstören. Sie habe sich in der südirakischen Flugverbotszone befunden und sei „in Antwort auf feindliche Bedrohungen und Aktionen des Irak gegen Koalitionsstreitkräfte und ihre Flugzeuge“ angegriffen worden.

Es war der 35. alliierte Luftangriff im Irak in diesem Jahr und offenbar der größte seit der anglo-amerikanischen „Operation Fox“ gegen die wichtigsten Raketenstellungen des Irak im Dezember 1998 nach dem Abzug der UN-Inspektoren. In diesem Jahr hat es 25 Luftangriffe US-amerikanischer und britischer Flugzeuge in der südlichen Flugverbotszone gegeben, die seit dem letzten Golfkrieg Iraks schiitische Minderheit vor dem Regime Saddam Husseins schützen soll, 10 in der nördlichen, wo die kurdische Minderheit des Irak lebt. Iraks staatliche Medien sagten, der jüngste Angriff habe zivilen Einrichtungen im Gebiet von al-Rutbah gegolten. „Unsere mutigen Luftabwehreinheiten konfrontierten die Flugzeuge und zwangen sie, den irakischen Luftraum zu verlassen“, behauptete ein Militärsprecher.

Das Pentagon sagte gestern, der Angriff habe „normale Ausmaße“ gehabt. Nur 12 der 100 Flugzeuge warfen den Berichten zufolge tatsächlich Bomben ab, aber zahlreiche andere Flugzeugtypen, die bei einem Krieg im Irak benötigt würden, nahmen an der Operation teil. Britische Medien interpretierten die Aktion gestern als erste einer Serie, die die Entsendung von US-amerikanischen und britischen Spezialeinheiten aus Jordanien, Saudi-Arabien, Bahrain und Kuwait in den Irak hinein vorbereiten solle. „Bis Mitte November könnten die britischen und amerikanischen Marinen bis zu 10 Flugzeugträger im Golf, dem Arabischen Meer und dem Roten Meer haben, um Luftangriffe auf Südirak zu starten und eventuell bis zu 40.000 US- und britische Marines und Bodentruppen zu landen“, schrieb die Londoner Abendzeitung Evening Standard.

UN-Waffenexperten haben unterdessen in Satellitenaufnahmen ungeklärte Bauarbeiten an mehreren nuklearen Einrichtungen in Irak festgestellt.

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