Modern Talking unter der Kennedybrücke

250.000 HamburgerInnen standen am Wochenende beim ersten Weltcup der TriathletInnen in der Stadt Spalier. Olympia-Zweiter Vuckovic wurde bei seinem Comeback nach langer Krankheit Neunter. Es siegten Greg Bennett aus Australien bei den Männern und die Kanadierin Jill Savege bei den Frauen

von JÖRG FEYER

Im Straßen-Radsport hat es schon geklappt. Da hat Hamburg den traditionellen Hochburgen Frankfurt und Köln innerhalb weniger Jahre mit nur einem „Event“ den Rang abgelaufen, einem sportlichen Profil der HEW-Cyclassics zum Trotz, welches als Rennen mit Weltcup-Status zumindest diskussionswürdig ist. Nach der Premiere des Holsten City Man mit insgesamt 250.000 ZuschauerInnen an diesem Wochenende ist die Prognose kaum gewagt, dass es im Triathlon ähnlich laufen könnte.

„Das hat dieser Sport auf dieser Distanz noch nicht erlebt in Deutschland“, schwärmte Klaus Müller-Ott, Präsident der Deutschen Triathlon-Union schon am Samstagabend bei einem spannenden Wettkampf der Frauen, den die Kanadierin Jill Savege vor der Weltranglisten-Ersten Siri Lindley gewann. Als „absolut unglaublich“ charakterisierte die US-Amerikanerin das Tohuwabohu auf dem Rathausmarkt, der dann am Sonntag mit Jedermann- und Promi-Beteiligung endgültig zur Open-Air-Disco mit Spitzensportanschluss mutierte. Als Referenzveranstaltung für seine Olympiakampagne, die kurze Wege mit hoher Zuschauerbindung realisiert, hat Hamburg mit diesem Triathlon eine weitere Trumpfkarte im Ärmel. Man sollte sie aber vielleicht nicht ganz so aufdringlich ausspielen, wie das die Einpeitscher der Veranstalter zuweilen taten. Hanseaten buhlen dezenter, nicht mit Modern Talking.

Dem Sport tat das keinen Abbruch, auch wenn bei den Herren mit dem weltcupführenden Australier Greg Bennett ein Favorit in guten 1:47:06 siegte. Mit blutunterlaufenem Auge kam Stephan Vuckovic bei seinem Comeback als Neunter ins Ziel. Der Mann mit dem roten Kopftuch sah seine Felle schon vor der Wende hinter der Kennedybrücke davonschwimmen, nachdem ein fremder Körperteil in seinem Gesicht gelandet war. Trotz fehlender Wettkampfhärte lief er noch unter die Top Ten. Glücklich war im Ziel auch Sven Riederer. Der Schweizer, in der Rangliste jenseits der 100 notiert, wurde überraschend Elfter und erlebte „das beste Rennen überhaupt, auch organisatorisch“.

Schmeckt das schon nach Olympia in der City?