„Imagine“ in Brüssel

Schüler der Europäischen Schule gedenken der Terroropfer. Gesprächsrunden mit aggressivem Tenor

BRÜSSEL taz ■ Mit John Lennons „Imagine“ gedachten die Schüler der Europäischen Schule in Brüssel gestern der Toten von Manhattan. Auch die geladenen Prominenten hielten sich in ihren Gedenkreden an die Beatles-Botschaft von Love and Peace. Kommissionspräsident Romano Prodi und der belgische Premier Guy Verhofstadt beschworen ebenso wie die Schüler am Rednerpult eine Welt ohne Terror und Armut. Eine amerikanische Gastrednerin der Internationalen Schule Brüssel wünschte sich, „der Alptraum möge sich in einen Traum verwandeln“.

Die Gesprächsrunde zwischen europäischen und US-Schülern in den Klassen wurde allerdings für viele der Gäste aus den USA zum Alptraum. Sie sei entsetzt über den aggressiven Ton, berichtete eine junge Amerikanerin, die ihr Stars-and-Stripes-Fähnchen trotzig festhielt. Mehrere Europaschüler hätten gesagt, George Bush sei froh über die Terrorattacken, weil er nun einen Vorwand habe, um den Irak zu bombardieren.

Zuvor hatten im schulinternen Chatroom zahlreiche Eltern die Veranstaltung kritisiert. Die Schüler würden als medientauglicher Hintergrund für Politiker missbraucht. Man solle lieber der Kinder gedenken, die im Irak wegen der UN-Sanktionen an Hunger und Krankheit gestorben seien, statt „3.000 weiße Amerikaner“ zu betrauern. Die amerikanischen Schüler sagten, sie wollten die Gespräche nicht fortsetzen, die Standpunkte seien zu unterschiedlich. „Amerika muss tun, was es tun muss.“ DPS