Strahlend grüne Sieger

GAL triumphiert, SPD bangt, CDU hofft, FDP trauert und Schill verdrängt: Hochrechnungen und Reaktionen im Congress Centrum Hamburg auf die Hamburger Ergebnisse bei der Bundestagswahl

von PETER AHRENSund HEIKE DIERBACH

Als Ronald Schill um 18 Uhr im Wahl-Medienzentrum im CCH einen Blick auf die ersten Wahlprognosen wirft, kommentierte er nur: „Deutschland hat nichts dazu gelernt.“ Schill gehört mit seinem dürftigen bundesweiten halben Prozent und seinem kläglichen Abschneiden in Hamburg von unter fünf Prozent zu den klaren Verlierern. Die GAL hatte dagegen Grund zum Strahlen. „Wir sind die dritte Kraft, ein großer Erfolg“, sagt Parteichefin Anja Hajduk.

Zudem erreichten die Grünen mit mehr als 16 Prozent in Hamburg Ergebnisse wie zu ihren besten Zeiten. „Es ist klar geworden, dass die Wähler nicht nur Schröder als Kanzler wollen“, triumphierte Krista Sager, Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft und auf Platz zwei der grünen Landesliste. Das Ergebnis sei auch ein „persönlicher Vetrauensbeweis“ für Außenminister Joschka Fischer. Und mit Blick auf die FDP: „Es hat sich gezeigt, dass ein seriöses Ziel überzeugender ist als Luftschlösser.“ Sager hat gute Chancen, neben Hajduk in den Bundestag einzuziehen.

Skeptische Gesichter dagegen bei den ChristdemokratInnen. Von den führenden Leuten der CDU ließ sich zunächst nur Justizsenator Roger Kusch im CCH blicken. Er hatte nach der ersten Prognose „Enttäuschung und nur noch einen Rest Hoffnung“ auf den Regierungswechsel übrig. Erst später hellten sich die Mienen auf, obwohl das Hamburger Ergebnis von knapp 29 Prozent auch unter den Erwartungen liegt.

Wurde die CDU von Prognose zu Prognose zufriedener, herrschte bei der SPD angesichts der bestenfalls hauchdünnen rot-grünen Mehrheit das große Zittern. Nur Fraktionschef Uwe Grund redete sich immer noch Optimismus ein, sprach davon, dass „Schill immerhin nirgends mehr eine Rolle spielt und die Spaßpartei FDP auf ein vernünftiges Maß zurechtgestutzt wird“. Auch das Hamburger SPD-Ergebnis von 41 Prozent bewertete er positiv.

FDP-Spitzenkandidat Rainer Funke führte das allein auf den Möllemann-Effekt zurück. „Das hat die Stimmung gekippt, die bis dahin so gut war.“ Das Hamburger FDP-Resultat von 6,9 Prozent tröstete ihn wenig. Und noch einer schaute an diesem Abend eher sparsam. Meinhard Meuche-Mäker von der Hamburger PDS stellte angesichts des Scheiterns seiner Partei fest, dass „offenbar eine Konstellation und nichteine Partei gewählt wird“.

Die Schill-Partei hatte indes schon vor Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen vorgebaut: „Das ist überhaupt kein Stimmungsbild für Hamburg“, meinte Bausenator Mario Mettbach, während Ronald Schill – die 0,5-Prozent-Prognose als „manipuliert“ ignorierend – noch um 18.15 Uhr von „über zehn Pro-zent“ ausging. Als dann nach Vorliegen der Hamburger Hochrechnungen um 18.50 Uhr kein Leugnen mehr half, beteuerte Schill, dass „das keinesfalls eine Abstrafung für uns ist“– Bundestagswahlen seien eben die eine Sache und Landtagswahlen die andere. Auch von einem Scheitern des bundesweiten Projektes könne selbstredend überhaupt keine Rede sein.