Für Stoiber ist alles möglich – in Bayern

Die CSU bewertet ihr Abschneiden in Bayern als „exzellente Ausgangsbasis“ für die kommende Landtagswahl

BERLIN taz ■ Für die Münchner Wahlparty hatte der Kandidat sogar ein eigenes Etikett mit seinem Konterfei auf einer neuen Biersorte bekommen. „… und alles ist möglich!“ stand unter Edmund Stoibers Bild geschrieben.

Das glaubte der Vorsitzende der CSU wohl auch noch bis spät in die Nacht hinein. Kurz vor Mitternacht war Stoiber mit Ehefrau Karin bei der Wahlparty der CSU-nahen Hans-Seidel-Stiftung in München eingetroffen – im festen Glauben, stärkste Fraktion in Berlin zu werden. Begrüßt wurde er von der Stadtkapelle seines Heimatortes Wolfratshausen. Beim Einmarsch in den Saal übertönte indes die Queen-Hymne „We are the Champions“ alles. Mit „Edmund, Edmund, Edmund“-Sprechchören wurde er in München gefeiert. „Binnen Jahresfrist werde ich die neue Regierung bilden“, sagte der bayerische Ministerpäsident unter tosendem CSU-Beifall.

Edmund Stoiber nimmt den Ausgang der Wahl gelassen. „Berlin und München, München und Berlin, das ist ja auch entfernungsmäßig immer wieder ein Transportproblem“, stöhnte der geschlagene Kanzlerkandidat am Montag in München, bevor er zur der CDU-Präsidiumssitzung nach Berlin aufbrach.

Der Herausforderer versucht, seine Niederlage auf Bundesebene nicht so schwer zu nehmen. Dabei kann die CSU mit ihrem Wahlergebnis in Bayern durchaus zufrieden sein. Im Vergleich zu 1998 legte die Partei bei den Erststimmen um 7,1 Prozentpunkte zu, bei den Zweitstimmen sogar um 10,9 Prozentpunkte. Selbst in der SPD-Hochburg München konnte sie vier der fünf Direktmandate erringen.

„Das ist für uns ein sensationelles Ergebnis, und wir sind sehr zufrieden mit unserem Vorsitzenden“, sagte der Vorsitzende der Jungen Union in Bayern und CSU-Präsidiumsmitglied, Markus Söder. Der CSU-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag, Alois Glück, sagte, dass das „hervorragende Abschneiden der CSU“ einen „unerwarteten Schub“ und „kräftigen Rückenwind für die Landespolitik“ bringen werde.

Auch der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) sieht seine Partei nun in einer „exzellenten Ausgangsbasis“ für die kommende Landtagswahl in einem Jahr. „Die bayerische Bevölkerung hat der SPD nicht viel zugetraut und die Stärkung Stoibers ist offensichtlich.“ Nun will die CSU mit dem gleichen Einsatz in Bayern kämpfen. Die Unionsparteien hätten „überraschend hohe Gemeinsamkeiten“, die er sich „vorher so nicht hatte träumen lassen“, und die CSU werde in der zukünftigen Zusammenarbeit auf Bundesebene „nicht an der CDU herumnörgeln“.

Dabei sieht Beckstein jedoch keine Gefahr, dass nun bayerische Spitzenpolitiker nach Berlin auswandern werden. „Ich werde bayerischer Innenminister bleiben.“ Er hoffe, dass insbesondere die jüngeren CSU-Abgeordneten „Veränderungen im Bundestag“ bringen werden. Zehn der insgesamt 58 zukünftigen Parlamentarier, die die CSU in den Bundestag entsenden wird, sind unter 35 Jahre alt. Es könnte noch die 26-jährige Melanie Oßwald hinzukommen. Wenn Stoiber seinen Platz abgibt. FABIAN LÖHE