berliner szenen Promoevent am Alex

Eine Ladung Stones

Alle ins Adlon! Umsonst trinken! So kann man die E-Mail paraphrasieren, die total „geheim“ von der Plattenfirma EMI an Dutzende Journalisten versandt wurde. Es gab natürlich einen Haken: Man musste der Präsentation eines Rolling-Stones-Albums beiwohnen. Nun gut. Umso größer der Schock, als dieselbe Firma zwei Tage darauf verkündet, der Austragungsort sei nun an eine nicht weniger edle Stätte verlegt: an den Saturn-Markt am Alex. Zur Öffnungszeit!

Dort sperren bullige Kerle ein Areal mit rotweißen Bändern ab. Musik kommt von der christlichen Erbauungs-Kapelle „Father's House“. Eine betagte Dame wirft ihre Arme begeistert in die Luft und haut einem Passanten fast den Döner aus der Hand. Sympathisch entrücktes Groupie-Verhalten – und tausendmal interessanter als doof in den Himmel zu starren und auf den Event zu warten, der hier gleich landen soll. Jagger und Co sicher nicht, die spielen in New York am selben Abend. Tatsächlich nähert sich endlich ein Hubschrauber, dreht ab und landet auf dem Parkplatz an der Dircksenstraße. Eine halbe Stunde vergeht, und die Damen der Plattenfirma wissen nicht, wie man jetzt noch Interesse heucheln kann. Auch „Father's House“ ihre Mikros ab. Peu à peu wird nun bekannt, dass hier nichts weiter passieren wird als die inszenierte Anlieferung der ersten CDs des am Montag erscheinen Stones-Albums „Forty Licks“ durch besagten Helikopter. Volkes Stimme empört sich: „Sind die gestört, oder wat?“ Nach einer Stunde gelingt es Polarheli III wirklich von der Dircksenstraße zum Alex abzuheben. Eine silberne Kiste baumelt von ihm herab. Handlanger des Saturn nehmen sie in Empfang und verschwinden mit ihr. Das war's. Es gibt nicht einmal etwas zu trinken. ULF LIPPITZ