Nicht so viel Glück wie der Vater

Max Strauß, Sohn des bayerischen Ober-Amigos Franz Josef, muss wegen Steuerhinterziehung vor Gericht

Mit den Worten „Kümmer dich um ihn. Zeig ihm, wie die Geschäfte laufen“ gab der ehemalige Ministerpräsident und CSU-Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß seinen Sohn Max seinerzeit bei einem alten Duzfreund in die Lehre. Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber – momentan im kanadischen Exil – sollte Sprössling Max Josef im Alter von 20 Jahren das Geschäftemachen beibringen. Heute, gut 20 Jahre später, macht der einstige Mentor seinem Lehrling mächtig Ärger: 5,2 Millionen Mark aus Airbus-Provisionen soll Strauß von Schreiber erhalten und nicht versteuert haben.

Das Geld bekam Strauß den Ermittlungen zufolge für die Mithilfe bei einem – vom Waffenlobbyisten Schreiber vermittelten – Verkauf von insgesamt 51 Airbus-Flugzeugen nach Thailand und Kanada. Wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung hat die Augsburger Staatsanwaltschaft nach sieben Jahren Ermittlungsarbeit jetzt Anklage gegen Strauß erhoben.

Mit seinen Geschäftspraktiken steht Strauß junior ganz in der Tradition seines Vaters: Der ist als der Erfinder des bayerischen Amigo-Systems von Geldwäsche, Bestechung und Steuerhinterziehung in die Geschichte eingegangen. Bisher allerdings konnte weder Vater noch Sohn eine Straftat nachgewiesen werden, obwohl schon mehrmals gegen sie ermittelt wurde. Die Liste der Verdächtigungen gegen Max Strauß ist lang: Mutmaßliche Anlagebetrügerei, Geldwäsche im Leuna-Bestechungsskandal und Steuerhinterziehung – der füllige Advokat war schon oft für eine Schlagzeile gut.

Im Dezember 1995 sorgte sein Notebook für Furore: Die Augsburger Staatsanwaltschaft wollte mit Hilfe seines Computers den Steuerhinterziehungen auf die Spur kommen. Kein Grund zur Beunruhigung für Max Strauß, schließlich waren alle auf der Festplatte gespeicherten Daten rechtzeitig überschrieben oder gelöscht worden. Rein zufällig verschwand die Festplatte dann irgendwo auf dem Weg in die Gerichtsmaschinerie.

Ein Zeuge der Augsburger Staatsanwaltschaft berichtet, schon immer habe Strauß „großen Wert“ darauf gelegt, „dass nichts geschrieben wird beziehungsweise Schriftstücke anschließend vernichtet“ würden. Der Kommentar von Max Strauß dazu : „Alles Quatsch.“ Solche Geschäftspraktiken aber könnte Strauß auch bei seinem Lehrmeister Schreiber gelernt haben.

Nicht nur den Geschäftssinn, sondern offensichtlich auch das Temperament hat Max von seinem berühmten Papa geerbt: So beschimpfte er den Journalisten Michael Stiller als „Berufsdesinformanten“, „Mitglied der Totenkopfdivision Joseph Goebbels“ und „ausgemachte Drecksau“ und handelte sich damit eine Anzeige wegen beleidigender Äußerungen ein. Wegen der widrigen juristischen Begleitumstände ist der Münchner Anwalt inzwischen jedoch beinahe verstummt. Im Schreiber-Untersuchungsausschuss des bayerischen Landtags verweigerte er beispielsweise die Aussage und berief sich auf sein Zeugnisverweigerungsrecht.

In der CSU geht mittlerweile die Angst um, Max’ dubiose Geschäfte könnten auch den Rest der Strauß-Familie beschädigen. Aus CSU-Kreisen ist schon länger zu hören, Monika Hohlmeier, bayerische Kultusministerin, stellvertretende CSU-Chefin und Strauß-Tochter, gehe auf Distanz zu ihrem Bruder.

ANGELIKA HENSOLT