Sportvereine mit Platzangst

Weil der zum Sparen genötigte Bildungssenator immer mehr Turnhallen für den Sportunterricht aufgibt, wissen die Vereine nicht mehr, wo sie trainieren sollen

„So langsam muss ich befürchten, dass uns die Mitglieder weglaufen.“

Im Vorkampsweg regnet‘s durch‘s Dach. Seit März ist die Dreifachturnhalle für den Vereins- und Schulbetrieb gesperrt. Dasselbe Bild in der Halle der benachbarten Bergiusstraße: Seit Januar kann dort kein Sport mehr getrieben werden. Und nun plant auch noch die Gesellschaft für Bremer Immobilien (GBI), der Vermieter öffentlicher Gebäude, die ebenfalls in der Nähe liegende Halle an der Curie-Straße zu sanieren – das heißt erstmal: zu schließen.

Die Nutzer der Hallen, Vereine und Schulen, stehen damit vor enormen Problemen. „Wir wissen gar nicht mehr, wie wir unsere Trainingsgruppen unterbringen sollen“, sagt Fred Siegert, Geschäftsführer beim TV Eiche Horn. „Diese Situation haben wir im Grunde schon seit einem Dreivierteljahr. So langsam muss ich befürchten, dass uns die Mitglieder weglaufen.“ Besonders hart trifft es auch den FC Oberneuland, bei dem in diesen Tagen der Punktspielbetrieb der Basket- und Volleyballer beginnt.

Die Reparaturen im Vorkampsweg – jahrelang war die Halle nur provisorisch geflickt worden – sollten zunächst in den Osterferien stattfinden. Dann wurden die Arbeiten auf die Sommerferien verschoben. Weil aber eine Magdeburger Firma beteiligt ist, die mit der Hochwasserbekämpfung in ihrer Heimatstadt ausgelastet war, wurden die Nutzer erneut vertröstet, diesmal auf die Herbstferien. Aber auch diese Zeitplanung hat man schon wieder über den Haufen geworfen, nach derzeitigem Stand sollen die Vereine die Halle ab Ende November wieder nutzen können.

„Seit einer Woche versuche ich, die Reparaturen in der Curie-Straße abzuwenden“, sagt Bernd Zimehl vom Kreissportbund (KSB), „aber bei der GBI scheint die eine Hand nicht zu wissen, was die andere macht“. Irritationen zwischen GBI und KSB, dem Interessensvertreter der Vereine, gibt es nicht nur in Horn: Zum 30. September werden die Hallen in der Thomas-Mann-Straße und in der Lothringer Straße für den Schulsport aufgegeben.

Dahinter steckt: Mit der Liegenschaftsreform zur Sanierung des Bremer Finanzhaushalts war jedes Ressort am Jahresbeginn dazu angehalten worden, zwölf Prozent seiner Gebäude zu verkaufen. Deshalb plant der Bildungssenator für 2004 auch den Verkauf der Hallen in Kornstraße, Gottfried-Menken-Straße und Willackerstraße. Damit hätte er aber erst schlappe fünf Prozent seiner Gebäude abgegeben. „Es müssen also mindestens noch sechs weitere Hallen verkauft werden“, befürchtet Zimehl.

Bis jetzt ist nicht eindeutig geklärt, ob die Sportvereine die Hallen in Lothringer und Thomas-Mann-Straße ab dem 1. Oktober so wie bislang nutzen können. Zwar hat die GBI angekündigt, dass sie die Nutzungsverträge mit den Vereinen vorerst bis zum 31. August 2003 verlängern werde. Und auch an die Zeit danach werde gedacht, verspricht GBI-Geschäftsführer Oliver Bongartz: „Wir lassen die Vereine nicht im Regen stehen“. Da ist Zimehl jedoch skeptisch. Er sorgt sich nicht nur um die Fechter, die dort wöchentlich dreißig Stunden trainieren. „Finden Sie mal eine Halle, in der Sie so viele Stunden kurzfristig frei machen können.“

Eigentlich hätte es bis spätestens Mitte September zu einem klärenden Gespräch mit den Senatoren für Sport, Bildung und Finanzen kommen sollen: Dies hatten die 21 Vertreter von Sportpolitik, LSB und Sportverwaltung, aus denen sich der Landesbeirat für Sport zusammensetzt, Anfang August einstimmig beschlossen. Doch bis heute ist nichts passiert. „Die wollen das Problem wohl lieber aussitzen“, argwöhnt Zimehl.

Daniel Schalz