Nur ein Mann

Bleibe neu: Uwe Ochsenknecht stellte im Quasimodo vor einer Hand voll Leuten sein neues Album „Singer“ vor

Ein grünes Hemd in Schlangenlederoptik, weit aufgeknöpft. Im Ausschnitt bewegt sich der silberne gekreuzigte Jesus im Tanzrhythmus des blondierten Sängers. Dazu das zerknautschte Gesicht, ein Grinsen in den Augenwinkeln. Uwe Ochsenknecht, unterwegs auf dem schmalen Grat zwischen Absurdität und Komik. Doch alles ist ganz ernst gemeint. Der „wahre Uwe“ also, der „Singer“, wie seine aktuelle CD heißt.

Im Quasimodo ist es seltsam leer. Vor allem Pärchen sitzen auf den Bänken und Barhockern, dazu ein paar Frauen in Ochsenknechts Alter, zwischen 40 und 50. „Gute Nacht“, begrüßt er sein Publikum. Er bedankt sich fürs Kommen, nutzt die leichte Verwirrung für einen „super Song“ und bemerkt später: „Na, es ist nicht gerade voll hier. Aber wenn wir nächstes Jahr im Olympiastadion spielen, könnt ihr sagen: Wir waren dabei!“

Es fällt schwer, sich Ochsenknecht in ernsten Rollen vorzustellen. Mit 17 schmiss er die Schule, um sich an der Bochumer Schauspielschule zu bewerben. 1973 war das, er wurde von insgesamt 500 Bewerbern genommen. Jetzt spielt er in „Dune – der Wüstenplanet“. Er ist der „Mann vom Grünen Punkt“, der wild gewordene Verpackungen in Spielsachen verwandelt, und der „Botschafter“ der Initiative „ProHaar“ für Männer mit Haarausfall. Hier verspricht die kostenlose Broschüre „Ochsenknecht: Neu bleiben“ Rat in der Not.

„Singer“ ist das vierte Ochsenknecht-Album. Auf seiner ersten CD „Ochsenknecht“ landete er mit seiner Version von „Only One Woman“ fast einen Hit. Zwei Jahre später folgte „Blue Water“ und 2000 ein Album mit deutschen Songs. Aber lieber singt der sympathische Mannheimer und vierfache Vater englische Texte. So wie auf „Singer“, das er erstmals mit Band vorstellt. An den richtigen Stellen kommen die Effekteinlagen von E-Gitarre, Saxofon und Trompete. Zwei dunkelhäutige Backgroundsängerinnen wiegen sich dazu. Bei jedem Applaus freut sich Ochsenknecht wie ein Kind bei der Schulaufführung. Rührend ist das, auf Dauer auch ermüdend.

„Wir machen Stimmung“, ruft er. Bei „Footsteps On The Dancefloor“ glitzert die imaginäre Discokugel. Ochsenknecht springt zu den Tanzenden herab und macht mit. Da hatten dann alle ihren Spaß. MAXI SICKERT