Roma verweigern Sammelessen

KÖLN taz ■ Mit Barrikaden aus Möbeln, Brettern und Matratzen verhinderten gestern Morgen 20 Flüchtlingsfamilien in Köln ihre Belieferung mit vereinheitlichter Sammelverpflegung. Unverrichteter Dinge musste ein Mitarbeiter des Lieferservices „apetito“ nach über einer halben Stunde Wartezeit vor dem Flüchtlingsheim im Stadtteil Poll wieder abziehen. Als Reaktion auf die Ablehnung stellte die Firma aus Rheine die Lieferung sofort ein, wie „apetito“-Pressesprecherin Ruth Fislage der taz sagte. Zum 1. Oktober hat die Stadt Köln die Auszahlung von Geld zur Selbstverpflegung an die größtenteils vor Bürgerkriegen im ehemaligen Jugoslawien geflüchteten Romafamilien eingestellt. Die Kölner Ratsmehrheit aus CDU und FDP erhofft sich von der Sammelverpflegung eine abschreckende Wirkung. Für Anna Dalmolin, Mitarbeiterin bei der Roma-Hilfsorganisation Rom e.V. Köln, ist die Politik der Stadt „menschenverachtend“, weil den Menschen, die nicht arbeiten dürften, damit auch noch der letzte Rest an aktiver Tagesgestaltung genommen werde. Zudem vermittele das gewohnte, traditionell zubereitete Essen „wenigstens ein wenig Geborgenheit in der fremden Welt“. „Zynisch“ nennt sie diese Abschreckungspolitik, weil sie die Stadt teurer komme als die Selbstverpflegung der Flüchtlinge. Von der Stadt Köln war dazu gestern keine Stellungnahme zu bekommen. EHU