Kulinarische Nabelschnur
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Stimmt es, dass die Ägypter ihr eigenes Bier brauten? Und weshalb haben Sie für die Toten ein Festmahl gekocht? Was hat es zu bedeuten, dass bei den Römern Frauen und Männer gemeinsam am Tisch saßen? Welche Bedeutung hatte das festliche Gelage im Mittelalter? Wann kam die Kartoffel nach Deutschland? Warum waren die Nazis so wild auf Walfleisch?

Gunther Hirschfelder gibt mit seinem Buch „Europäische Esskultur“ Antworten auf tausend Fragen. Er zeichnet die Tischgeschichte von den Schneckenfressern der Steinzeit bis zum heutigen Designerfood nach – eine Geschichte von Brei und Brot, von Wein und Bier, von Hunger und Tod.

Schon seine Quellenangaben sind eine echte Fundgrube. Hirschfelder hat kein journalistisches, sondern ein wissenschaftliches Buch geschrieben, das – keine Angst! – aber nicht hölzern-professoral daherkommt, sondern mit Schwung durch die Jahrhunderte zieht. Unsere kulinarische Nabelschnur reicht zurück bis zu den Käfer- und Wurzelsammlern. Die haben mit uns mehr gemeinsam, als wir ahnen. Ähnlich wie die heutige Fastfoodgeneration aßen die ersten Menschen im Gehen und Stehen.

Der Volkskundler hat ein fulminantes Buch geschrieben, aus dem wir in der „Sättigungsbeilage“ Auszüge aus dem Kapitel über die Ernährungspolitik der Nazis nachdrucken. MANFRED KRIENER

Gunther Hirschfelder: „Europäische Esskultur“, Campus, Frankfurt am Main 2002, 328 Seiten, 25,50 Euro