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h.g. hollein Kompensation

Die Frau, mit der ich lebe, liegt gerne besonders. Bettwäschemäßig gesehen. Dementsprechend ausgeprägt ist denn auch der bettbezügliche Kaufdrang der Gefährtin. „Damit man mal was Gutes hat“, lautet unweigerlich das Mantra, mit dem sie ihre gierigen Griffe in die Regale der Wäscheabteilungen zu legitimieren versucht. Zu Hause ist es dann natürlich an mir, den Erwerb in den Wäscheschrank im Flur zu stopfen oder unter Einsatz meiner 90 Kilo in den Bettkasten zu zwängen – von den Stoffmassen, die zudem noch aus dem Wäschekorb quellen, will ich gar nicht erst reden. Mir scheint, hier harrt ein frühkindliches Trauma nachhaltiger Entbehrungen der Aufarbeitung. Ich vermute ja, dass die kleine Gefährtin ihre frühen Nächte auf dem blanken Boden unter einem Kartoffelsack verbringen musste. Dafür spricht auch das schuldbewusste Verhalten der Mutter, die auch 22 Jahre nachdem die Tochter doch noch „einen abgekriegt hat“, ihren Geburtstags- und Weihnachtspäckchen immer wieder gern mal das eine oder andere Spannbetttuch beilegt. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang auch die geradezu psychotische Reaktion der Gefährtin auf den Anblick oder gar die Berührung mit Biberbettwäsche. Was anderen kuschelig und flauschig erscheint, entlockt ihr spitze Schreie des Gruselns. Am Ende ein eindeutiger Verweis auf das sexuelle Umfeld einer klassischen 70er Jahre Adoleszens? Jedenfalls fläzt sich die Gefährtin heute vorzugsweise in zitronengelbem Satin. Die Farbe hat sicher auch was zu bedeuten, aber anstatt allzu tief zu schürfen, mache ich doch lieber vorher das Licht aus.

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