Der beliebteste Oranierprinz ist tot

Claus von Amsberg, der Ehemann der niederländischen Königin Beatrix, ist nach langer Krankheit gestorben. Der Lieblingsdeutsche der Holländer wechselte umstandslos vom Afrikadiplomaten zum knutschigen Schwiegersohn

BERLIN taz ■ Sein Charme und seine unkonventionelle Art machten ihn in den Jahrzehnten seines Schattendaseins zu einer der beliebtesten Persönlichkeiten in Holland. Dabei hatten die Niederländer Claus von Amsberg seinen Einstand nicht gerade leicht gemacht. Als das Haus Oranien im Juni 1965 bekannt gab, Beatrix, die Thronfolgerin, werde einen Deutschen heiraten, sorgte die Ankündigung für einen Sturm der Entrüstung. Zu sehr war die Zeit der Nazi-Besatzung vielen Holländern noch in Erinnerung.

Aber allen Nachforschungen zum Trotz fand man nichts Belastendes in der Vita des designierten Prinzgemahls, der am 6. September 1926 im niedersächsischen Dötzingen geboren wurde. 1943/44 hatte er als Flakhelfer der Marine in Kiel gedient, im März 1945 wurde er einer Panzerdivision in Italien zugeteilt. Zu Kampfhandlungen indes kam es nicht mehr, der 18-Jährige geriet in US-Gefangenschaft.

Nach der Entnazifizierungsprozedur in dem von den Alliierten eingesetzte Spruchkammerverfahren („nicht betroffen“) machte er 1947 in Lüneburg sein Abitur nach, studierte Jura und machte Karriere im diplomatischen Dienst der Bundesrepublik – zunächst als Botschaftssekretär in der Dominikanischen Republik, anschließend in der Elfenbeinküste. Bis August 1965 arbeitete von Amsberg, der in den Dreißigerjahren als Kind längere Zeit in der britischen Kolonie Tanganjijka gelebt hatte, als Afrikaexperte im Außenministerium in Bonn.

Obwohl der designierte Schwiegersohn von Königin Juliana und Prinz Bernhard gleich zum Auftakt punkten konnte, indem er im Fernsehen seiner Angebeteten in nahezu perfektem Holländisch seine Liebe gestand, blieben viele Bürger skeptisch. Noch am 10. März 1966, während der Hochzeitsfeierlichkeiten in Amsterdam, kam es zu Tumulten.

Aber längst haben sie in Holland den humorvollen Prinzgemahl ins Herz geschlossen. Claus von Amsberg hatte sich nicht auf eine Statistenrolle festlegen lassen. Jahrzehntelang engagierte sich der Vater dreier Kinder in der Entwicklungszusammenarbeit. Raumordnung, Denkmalpflege und die Bewahrung der Umwelt waren weitere Interessen des Prinzgemahls, der sich mal vor laufenden Kameras die Krawatte abschnitt, um zu zeigen, was er von „überkommenen Traditionen“ halte.

Wiederholt brachten ihn Depressionen und organische Erkrankungen aus dem Tritt. Gestern verstarb Claus von Amsberg im Amsterdamer Universitätsklinikum im Alter von 76 Jahren an den Folgen der Parkinson’schen Krankheit und einer Lungenentzündung. HENK RAIJER