Kirchenbasis will ökumenische Feier

Gemeinde beharrt auf gemeinsames Abendmahl beim ersten ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin

Der Streit um ein gemeinsames Abendmahl von evangelischen und katholischen Christen beim ersten ökumenischen Kirchentag Ende Mai 2003 droht offen auszubrechen. Die evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg-Nord, die mit 12.000 Mitgliedern die größte Gemeinde in der Berliner Stadtmitte ist, lehnt einen Verzicht auf die geplanten ökumenischen Abendmahlsgottesdienste ab, so wie es unter anderem die Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg vergangene Woche gefordert hatte. Der Gemeindekirchenrat habe am Montagabend trotz angedrohter Sanktionen sein ursprüngliches, fast einstimmig gefallenes Votum für das Vorhaben bekräftigt, sagte der geschäftsführende Pfarrer Heinz-Otto Seidenschnur am Dienstag.

Hintergrund ist eine Initiative der evangelischen Kirchengemeinde mit den katholischen Organisationen „Kirche von unten“ und Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“. In einer gemeinsamen Erklärung hatten sie Ende September bekannt gegeben, „beim ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin das Abendmahl gemeinsam zu feiern“. Dies ist von den Veranstaltern des kirchlichen Großereignisses ausdrücklich nicht vorgesehen, da nach katholischem Kirchenrecht Protestanten nicht zur Eucharistie zugelassen sind.

Konkret ist an zwei ökumenische Gottesdienste an zwei verschiedenen Tagen gedacht, bei denen das Abendmahl einmal nach evangelischer Tradition und einmal nach katholischem Ritus gefeiert werden soll.

Dieses Zeichen von gegenseitiger „Gastfreundschaft“ sei zwar eine „geplante Grenzüberschreitung“, aber „nicht nur Provokation, sondern auch produktive Ökumene“, die gerade bei einem kirchenhistorischen Ereignis wie dem ersten ökumenischen Kirchentag vonnöten sei, verteidigte Seidenschnur den Entschluss seiner Gemeinde.

Nach einem Gespräch mit Vertretern der Gemeinde am Dienstag vergangener Woche hatte Propst Karl-Heinz Lütcke, der Stellvertreter des evangelischen Landesbischofs Wolfgang Huber, die „starke Erwartung“ geäußert, dass die zwei umstrittenen ökumenischen Gottesdienste in der Gethsemanekirche „nicht so, wie bislang geplant“, ablaufen. Dabei kündigte er die Prüfung von Sanktionen für den Fall an, dass die Gemeinde bei ihrem Vorhaben bliebe. Zuvor hatte bereits der katholische Kardinal Georg Sterzinsky die Abendmahlsgottesdienste als einen „schweren Schaden für die Ökumene“ verurteilt. EPD