Meister Hockey will ins Finale

Sebastian Biederlack möchte mit dem Club an der Alster morgen im Bundesliga-Halbfinale gegen München gewinnen. Für Teamkollege Hendrik Lange hat das sogar standortpolitische Bedeutung

von MATHIAS WÖBKING

Also gut. Es ist letztlich die verpönte Frage danach, wie sich denn ein Sportler im Erfolgsfall so fühlt. Verständlich, dass Sebastian Biederlack, der eigentlich sehr redselig ist, ins Drucksen kommt, wenn er auf all die Lobreden angesprochen wird, die er sich seit einem Jahr anhören darf. „Was soll ich da sagen?“, fragt er und zuckt schließlich mit den Schultern: „Ich freue mich natürlich.“

Der gerade 21 Jahre alt gewordene Hockeyspieler vom Club an der Alster, der 2000 noch für den drittklassigen Rissener SV spielte, darf sich Weltmeister, europäischer Vereinsmeister und deutscher Meister nennen. In der Endrunde der Bundesliga-Saison im vergangenen Jahr wurde er zum besten Spieler der Liga gewählt. Vor einem Monat verpasste er allerdings zum ersten Mal seit einem Jahr einen Titel: In Köln unterlag die Nationalmannschaft im Endspiel der Champions Trophy dem niederländischen Team im 7-Meter-Schießen. „Trotzdem hat das Spiel richtig großen Spaß gemacht“, sagt Biederlack. Eine Kulisse von 8000 ZuschauerInnen gibt es im Hockey nicht so oft.

Viel Erfolg also, und dann auch noch das: „Er ist extrem nett, witzig, unkompliziert. Es macht Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagt Alster-Trainer Jo Mahn über den Verteidiger. Dennoch geraten die zwei während eines Spiels schon einmal aneinander. „Buddy, bleib doch mal beim Mann“, schreit Mahn vor einigen Wochen beim Lokalderby gegen den Uhlenhorster HC. Biederlacks Reaktion ist nicht zitierfähig. Eigentlich mag er nämlich gar kein linker Verteidiger sein. Wie in der Nationalmannschaft würde er auch im Verein lieber ins Mittelfeld vorrücken, um das Spiel zu gestalten. „Da sind die Anforderungen höher“, sagt er. Mahn dagegen findet, dass er viele gute Mittelfeldspieler aufstellen könne, aber keinen zweiten Verteidiger wie Biederlack.

Die internationalen Einsätze haben Biederlack wählerisch werden lassen. Nach dem Ligaspiel gegen den UHC, das Alster mit 4:1 gewann, beschwerte er sich beim Teamkollegen Hendrik Lange über das „schlechte Bundesliga-Niveau“ der Partie. „Du darfst das nicht mit der Champions Trophy vergleichen“, nahm Lange den Liga-Alltag in Schutz. Allerdings war auch das Viertelfinale gegen Rüsselsheim am vergangenen Sonntag keine echte Bewährungsprobe. Selbst Lange kommentierte den 9:1-Kantersieg wenig euphorisch: „Wir haben deutlich gewonnen, ohne zu überzeugen.“

Um sich im Halbfinale gegen Rot-Weiß München am Samstag für das Endspiel zu qualifizieren, muss Alster besser werden, da sind sich alle einig. Der Deutsche Hockey-Bund verstärkte gestern sogar noch den Anreiz: Nachdem der HTC Stuttgarter Kickers kurzfristig auf die Austragung des Endspiels am 19. oder 20. Oktober verzichtet hat, wird der Club an der Alster als Ersatz favourisiert – jedoch nur, wenn er das Finale erreicht. Hockeyspieler Lange ist Pressesprecher der Behörde für Bildung und Sport und hat als solcher nun sogar ein politisches Interesse am Sieg gegen München: „Ein Hockey-Finale in Hamburg würde unsere Bewerbung für Olympia 2012 stützen.“

So weit in die Zukunft denkt Biederlack nicht. Er plant allenfalls bis 2004, wenn die Olympiade in Athen ausgetragen wird. Jetzt geht er erstmal mit der Nationalmannschaft auf Südamerika-Tour. Um Hockey zu spielen und um Eindrücke von dem Kontinent zu sammeln. Zurück in Hamburg wird er anfangen, Politik zu studieren. Und weiter Hockey spielen: 2003 will er zur Europa-Meisterschaft nach Barcelona.

Zum Abschied gibt Biederlack verbindlich die Hand. Danke für das Gespräch, scheint das zu sagen. Vielleicht noch ein paar Fotos? Klar, macht er doch gern. Im Anblick der Linse weiß er jedoch nicht so richtig, wie er gucken soll. Als Hockey-Spieler hat Biederlack den Umgang mit den Medien bislang kaum üben können. Das ist sehr sympathisch.

Zweimal Halbfinale in Hamburg: Sa, 15.30 Uhr, Am Pfeilshof (Wellingsbüttel): Alster - München; So, 13 Uhr, Wesselblek: UHC - Gladbach.