: Wer jetzt kein Haus hat
Ver.di sorgt sich um die Zukunft des Personals von pflegen & wohnen, wenn die Obdachlosenhilfe umgestaltet wird. Überlastung der Sozialämter befürchtet
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di macht sich Sorgen um die Zukunft der Beschäftigten bei dem öffentlichen Träger pflegen & wohnen (p&w). Die MitarbeiterInnen könnten auf der Straße stehen, wenn die Sozialbehörde wie beabsichtigt die Wohnungslosenhilfe in der Stadt umkrempelt (taz berichtete am 17. Juli). Die Planungen zur Umstrukturierung der Obdachlosenhilfe sind mittlerweile fast abgeschlossen. Das geht aus einem internen Papier der Behörde hervor, das ver.di vorliegt.
Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) will vor allem die Plätze in öffentlichen Unterkünften, die großenteils von p&w betrieben werden, abbauen. Ziel sei es, „Wohnungslose und wohnungsberechtigte Zuwanderer schneller aus öffentlicher Unterbringung zu lösen und in Wohnraum zu integrieren“, heißt es in dem Papier. Ein Ziel, das ver.di grundsätzlich unterstützt. Es handele sich um „einen konstruktiven Ansatz“, gesteht ver.di-Sachbereichsleiterin Sieglinde Friess ein. Allerdings lasse die behördliche Drucksache zahlreiche Detailfragen offen.
So stellt sich Friess die Frage, ob nun mehr Personalstellen für aufsuchende Sozialarbeit geschaffen werden. Wenn Obdachlosen eine „normale“ Wohnung verschafft würde, müssten SozialarbeiterInnen schließlich die Möglichkeit haben, sie dort zu besuchen.
Auch die Absicht der Behörde, die Aufgabe weitgehend an die Bezirke abzugeben, ist aus Sicht von Friess noch nicht ausgegoren. Die Behörde plant , Personal aus den Sozialämtern abzuziehen und es den bei den Bezirken angesiedelten neu geschaffenen Fachstellen zuzuschanzen. Die Gewerkschaft hat bereits vor Wochen davor gewarnt, die Sozialämter noch weiter personell auszudünnen.
Ver.di befürchtet außerdem, dass die Fachstellen mit ihren neuen Aufgaben überfordert sein könnten. Sie haben sich nicht nur um die Integration von Obdachlosen, sondern auch um die Eingliederung von ZuwandererInnen zu kümmern. Wünschenswert sei daher ein Zuwanderungsreferat in diesem Bereich. Das hat die Sozialbehörde bisher abgelehnt. PETER AHRENS
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