Spione in Haft

In Israel werden zehn Personen wegen Weitergabe von Informationen an die Hisbollahmiliz festgenommen

JERUSALEM/BERLIN dpa/ap/taz ■ Zehn Israelis, darunter ein ranghoher Offizier, werden der Spionage für die proiranische Hisbollahmiliz verdächtigt. Israelische Medien berichteten am Mittwoch, die Männer befänden sich in Haft und würden vom Inlandsgeheimdienst Schin Beth verhört. Sie sollen der Hisbollah als Gegenleistung für Drogen Informationen über israelische Truppenpositionen an der Grenze zu Südlibanon übermittelt haben. Wie die israelische Tageszeitung Ha’aretz gestern meldete, sollen die Festgenommenen außerdem für ihre Dienste mit mehreren Millionen Dollars bezahlt worden sein.

Bei vier der Festgenommenen handele es sich um die Beduinen Jalal Nayef Rahal, 27, Amar Saleh Rahal, 28, Gazal Salah Rahal, 41, und Mohammed Haled Rahal, 37. In Militärkreisen war die Rede von „einem der schlimmsten Spionagefälle der israelischen Geschichte“. Die Männer, zum Teil Angehörige der Armee oder ehemalige Mitarbeiter, sollen in den kommenden Tagen vor ein Militärgericht gestellt werden.

Den Berichten nach wurde ein Oberstleutnant bereits vor eineinhalb Monaten in Zusammenhang mit den Spionagevorwürfen festgenommen. Das Netz sei seit etwa eineinhalb Jahren aktiv, hieß es. Unter anderem seien Informationen über den ehemaligen Armeekommandeur Nordisraels, Gabi Aschkenasi, an die Hisbollah weitergegeben worden. Die Festgenommenen stünden auch in Verbindung mit einem Anschlag im Norden Israels, bei dem im März sechs Israelis getötet wurden. Weitere Informationen über den Fall unterliegen der israelischen Zensur.

Der Anwalt des Oberstleutnants teilten den Medien mit, sein Mandant bestreite alle Vorwürfe. Die israelische Armee erklärte, sie sei über ein Mobiltelefon, das bei einem von Libanon nach Israel eingedrungenen Kämpfer gefunden wurde, auf die Spur der Spionagezelle gekommen.

Die radikale Hisbollah hatte seit dem Abzug der israelischen Armee aus Südlibanon vor mehr als zwei Jahren immer wieder Ziele in Nordisrael angegriffen. Im Oktober 2000 wurden drei israelische Soldaten in Grenznähe von der Hisbollah entführt, kurz darauf brachte die Organisation einen israelischen Geschäftsmann in ihre Gewalt. Deutsche Vermittlungsbemühungen um einen Gefangenenaustausch blieben bislang erfolglos. GS