Wertsteigerung nach Post-Manier

Am Donnerstag stellt Postchef Zumwinkel das neue Sparprogramm vor. Es sieht weniger Briefkästen und weniger Filialen vor. Ein Stellenabbau in größerem Ausmaß wird dementiert. Vorsichtshalber protestieren die Gewerkschaften aber trotzdem

von MARIUS ZIPPE

Die Deutsche Post sorgt für Verwirrung. Der Grund dafür ist das so genannte „Wertsteigerungsprogramm Star“, das Postchef Klaus Zumwinkel am Donnerstag vorstellen will. Was gut klingen soll, könnte sich schon bald als knallhartes Sparprogramm auf Kosten von Mitarbeitern und Kunden entpuppen. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa bestätigte Postsprecher Martin Dopychai, dass eine nichtgenannte Zahl von Mitarbeitern entlassen werden soll. Außerdem sollen 1.000 von insgesamt 13.000 Filiale geschlossen und mehrere tausend Briefkästen abgehängt werden.

Gestern folgte das teilweise Dementi. Zwar werde weiterhin rationalisiert. Pläne für einen größeren Stellenabbau gebe es aber keine, erklärt ein Postsprecher. Das Unternehmen verwies dabei auf einen Vertrag mit den Gewerkschaften, wonach betriebsbedingte Kündigungen bis 2004 ausgeschlossen seien. Die Kürzungspläne bei Briefkästen oder Filialen wurden aber nicht ausdrücklich zurückgenommen.

Spekulationen um Einsparungen gibt es bei der Post schon länger. Das Staatsunternehmen selber hatte wiederholt drastische Einschnitte beim Service angedroht, nachdem die Regulierungsbehörde für Telekommunikation die Senkung des Briefportos für Anfang 2003 verfügte. Dazu bat die EU-Kommission im letzten Jahr das Staatsunternehmen kräftig zur Kasse. Die Wettbewerbshüter verlangten, dass die Post 850 Millionen Euro zu Unrecht kassierter Staatsbeihilfen zurückzahlen muss. Der Vorwurf: Die Post nutze ihr bis 2007 geltendes Monopol für Briefe aus. Mit überteuerten Portogebühren subventioniere sie dann die Expansion des Paketdienstes und verdränge alternative Anbieter vom Markt.

Mit dem seit Monaten beratenen Einsparprogramm will die Post einen Ausgleich für die befürchteten Einbußen durch die Portosenkung und die Rückzahlungen schaffen. Die Einbußen im Briefgeschäft veranschlagt die Post mit etwa 300 Millionen Euro. Gleichzeitig soll der Gewinn der Post um einen dreistelligen Millionenbetrag aufpoliert werden. Das könnte der „Aktie Gelb“ zu neuen Höhenflügen verhelfen. Das Papier, das mit 21 Euro an der Börse startete, pendelt seit Wochen um die Zehn-Euro-Marke. Damit ist der Wert seit der Erstausgabe um mehr als die Hälfte gefallen.

Beim Deutschen Verband für Post und Telekommunikation (DVPT), der Interessenvertretung für Postkunden, hat man wenig Verständnis für Einsparungen und Serviceabbau. DVPT-Vorstand Manfred Herresthal sagte der taz, „die haben doch in der Vergangenheit schon stark rationalisiert“. Für die Post gebe es keinen Grund zum Jammern. Allerdings räumte Herresthal ein, dass sowohl die Verringerung von Briefkästen als auch die Ausdünnung des Filialnetzes rechtmäßig seien. „Juristisch lässt sich da nichts machen“, so Herresthal.

Nach Ansicht der Gewerkschaften sind die Grenzen bei Einsparungen sowohl für Postkunden als auch für Mitarbeiter schon jetzt erreicht. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di nannte die Kürzungspläne einen „schlechten Scherz“. Etwa 1.200 Postmitarbeiter versammelten sich gestern Mittag in Berlin zu einer Protestaktion. Sigrid Schmid, Ver.di-Gewerkschaftssekretärin, sagte der taz, dass man einen Arbeitsplatzabbau auch nach 2004 nicht hinnehmen werde.