Geiseldrama: Festnahme nach Interview

Der tschetschenische Präsidentenberater Sakajew wird auf Moskaus Wunsch in Kopenhagen verhaftet

BERLIN afp/dpa/taz ■ Dänemark hat auf russisches Ersuchen hin gestern morgen einen tschetschenischen Spitzenpolitiker verhaften und in Untersuchungshaft stecken lassen. Russland verdächtigt Achmed Sakajew, an der Planung der Geiselnahme beteiligt gewesen zu sein. Zudem werden dem persönlichen Beauftragten des von Moskau nicht anerkannten tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow „terroristische Aktionen“ vorgeworfen. In einem Interview der taz hatte sich Sakajew kurz zuvor von der Geiselnahme distanziert. Zugleich kritisierte er, dass die russische Seite nicht alle Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft habe. So seien für den Tag nach der Erstürmung des Moskauer Theaters ursprünglich Verhandlungen mit dem russischen Unterhändler für den Nordkaukasus, Wiktor Kasanzew, geplant gewesen. Sakajew bezeichnete die Geiselnahme als „Verzweiflungstat sehr junger Menschen“. Die Tat sei auch als Reaktion auf die Verbrechen der russischen Streitkräfte nicht zu rechtfertigen. Diese seien jedoch die eigentlichen „Terroristen“.

Auch die russische Journalistin Anna Politowskaja, die an den Verhandlungen mit den Geiselnehmern beteiligt war, erhob scharfe Vorwürfe gegen die russische Regierung. „Die Gesellschaft hat eine Lektion erhalten. Der Preis dafür waren dutzende von Leben, die hätten gerettet werden können, ohne die Würde der Macht zu beschädigen“, sagte Politowskaja in einem Interview.

Die Polizei in Moskau setzte unterdessen ihre Fahndung nach den Helfershelfern der Geiselnehmer fort. Am Dienstag wurden 30 Personen verhaftet. BO

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